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Bei den Corona-Schnelltest soll künftig innerhalb von 15 Minuten ein Ergebnis vorliegen.

© Bodo Schackow/dpa-Zentralbild/dpa

Neue Maßnahmen im Kampf gegen Corona: Und vor dem Konzert noch schnell einen Test

Innerhalb von 15 Minuten soll vor Ort ein Ergebnis vorliegen: Die Antigen-Schnelltests zählen zu den Kernelementen in Spahns Kampf gegen die Pandemie.

Fieberambulanzen, präventive Reihentests und Antigen-Schnelltests sollen laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zu Kernelementen der Strategie gegen die Corona-Pandemie im Herbst und Winter werden. Das sagte der CDU-Politiker der „Rheinischen Post“. Eine Entscheidung zu den Maßnahmen kann nach Abstimmung mit den Ländern im Anschluss an die Gesundheitsministerkonferenz am 30. September erwartet werden. Der Geschäftsführer des Verbands der Diagnostica-Industrie (VDGH), Martin Walger, sagte am Montag dem Tagesspiegel, dass es mehrere Hersteller mit CE-gekennzeichneten Antigen-Schnelltests gebe. „Bis Ende 2020 kommen nochmals weitere dazu“, so Walger.

Die Roche Diagnostics Deutschland GmbH will am Dienstag bekanntgeben, dass ihr Antigen-Schnelltest „ab sofort in Deutschland verfügbar ist“, so eine Sprecherin des Unternehmens. Anders als bei den bisher eingesetzten PCR-Tests, die das Virus-Erbgut nachweisen, sucht ein Antigentest nach den für das Virus typischen Proteinen im Nasen-Rachen-Abstrich eines Menschen. Der erhoffte Vorteil gegenüber dem etwas genaueren PCR-Verfahren: Innerhalb von 15 Minuten soll ohne Analysegerät vor Ort ein Ergebnis vorliegen. So sollen unmittelbar stark infizierte Personen erkannt werden.

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Das Robert-Koch-Institut teilte mit, dass Firmen für den Oktober Tests angekündigt hätten. „Zur Qualität liegen bis dahin in der Regel nur Angaben der Firmen vor. Unabhängige Validierungen laufen“, so eine Sprecherin des Instituts, das dem Gesundheitsministerium nachgeordnet ist. Die Politik müsse verbindliche Aussagen treffen, wo Antigentests im Rahmen der nationalen Teststrategie gefragt seien, fordert der VDGH. Die Schnelltests könnten zum Beispiel in einer Hausarzt- oder Kinderarztpraxis oder im Falle eines neuen Corona-Hotspots vor Ort eingesetzt werden, um frühzeitig Informationen über die Zahl der Infizierten zu sammeln. Das RKI teilte mit, dass „zielführende Anwendungsmöglichkeiten derzeit diskutiert werden“.

Die EU-Kommission fordert, dass Corona-Tests nicht länger als 24 Stunden dauern sollten

Vor dem Hintergrund europaweit steigender Fallzahlen fordern die Europäische Kommission und das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) eine einheitliche und effiziente Teststrategie der EU-Staaten. Corona-Tests sollten von der ersten Anfrage bis zum Ergebnis aus Sicht der EU-Kommission nicht länger als 24 Stunden dauern. In Deutschland würden laut Kommission dazwischen bis zu 36 Stunden vergehen. Die Bevölkerung solle zudem einen einfachen Zugang zu Teststellen haben, betont die Kommission. Alle Fälle mit Covid- 19-ähnlichen Symptomen sollten getestet werden.

Und das möglichst gleichzeitig auf das Coronavirus, Grippe und andere Atemwegsinfekte. Die Empfehlungen der Kommission decken sich weitgehend mit denen des ECDC. Uneinig sind sich die Institutionen bei lokalen Ausbrüchen. Einem ECDC-Bericht ist zu entnehmen, dass die Länder in diesen Fällen Massentests der gesamten Bevölkerung im betroffenen Gebiet in Erwägung ziehen sollten. Die Kommission warnte, dies könnte deutlich kostspieliger sein, als strengere Gesundheitsregeln einzuführen.

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Nicht einig sind sich auch die Vertreter von Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten in Hinblick auf den Spahn- Vorstoß zu Fieberambulanzen. „Die Einrichtung von Fieberambulanzen war schon im Frühjahr dieses Jahrs ein wichtiger Baustein im Kampf gegen die Corona-Pandemie, sie wurden auch an Kliniken eingerichtet“, sagte Georg Baum, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Er fordert den Gesetzgeber auf, die Kliniken per Gesetz zu ermächtigen, ohne Genehmigungsvorbehalt der Kassenärztlichen Vereinigungen Tests erbringen und abrechnen zu können.

Auf Nachfrage bei der KV Berlin heißt es, in Berlin sei die „Fieberambulanz“ die Covid-19-Praxis. „Diese Praxen gibt es bereits seit dem Frühjahr, aktuell sind es 30.“ Der Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung teilte mit, dass die Fiebersprechstunden bei Haus-, Kinder- und Fachärzten „jederzeit wieder eingerichtet werden“ und Covid-19-Einrichtungen bei Bedarf zusätzlich von Vertragsärzten in Abstimmung mit dem Öffentlichen Gesundheitsdienst betrieben werden könnten.

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