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Politik: Neue Pannen in schwedischem Atomkraftwerk

Stockholm - Im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark sind zwei von drei Reaktoren wieder stillgelegt worden. Damit ist die Pannenserie in schwedischen Kernkraftwerken in diesem Jahr ungewöhnlich hoch.

Stockholm - Im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark sind zwei von drei Reaktoren wieder stillgelegt worden. Damit ist die Pannenserie in schwedischen Kernkraftwerken in diesem Jahr ungewöhnlich hoch. In Forsmark nördlich der Hauptstadt Stockholm hatte sich bereits im Juli ein schwerer Störfall ereignet. Der jüngste Vorfall ereignete sich in der Nacht zum Sonntag. Im von Vattenfall betriebenen Akw Forsmark musste Reaktor Nummer eins abgeschaltet werden, nachdem es zu einem Kurzschluss kam. Es habe sich um einen Ventilfehler gehandelt, der die Reaktorleistung herabsenkte, sagte ein Kraftwerkssprecher am Montag. Sicherheitsprobleme hätte es dennoch zu keinem Zeitpunkt gegeben. Frühestens an diesem Dienstag soll der Reaktor wieder ans Netz.

Erst vergangene Woche musste Forsmarks Reaktor drei wegen Schäden an einem Brennstab abgeschaltet und repariert werden. Dieser Reaktor soll voraussichtlich am Mittwoch wieder Strom produzieren.

Vor fünf Monaten ereignete sich im gleichen Kraftwerk eine als sehr ernst eingestufte Reaktorpanne, bei der zwei Notstromaggregate nicht angesprungen waren. Der schwedische Atomenergieexperte Lars- Olov Höglund warnte damals: „Die Sicherheit schwedischer Atomkraftwerke ist deutlich schlechter geworden.“

Kurz nach dem Zwischenfall im Sommer mussten ganze vier der insgesamt zehn Reaktoren des skandinavischen Landes stillgelegt werden, weil sie ähnlich gebaut waren und deshalb überprüft werden mussten. Erst vor kurzem erlebte das Atomkraftwerk Ringhals einen explosionsartigen Brand.

Trotz der Pannenserie ist eine verstärkte öffentliche Diskussion um die Sicherheit der Akws in Schweden auch nach dem jüngsten Vorfall nicht zu beobachten. Umfragen zeigen, dass schwedische Stromkonsumenten sich eher Sorgen um erhöhte Strompreise als um Reaktorsicherheit machen. Atomkraftwerke decken immer noch rund die Hälfte des schwedischen Strombedarfs. Zudem steigt in der Diskussion über die Klimabedrohung auch die Akzeptanz für die Kernenergie.

1999 beschloss Schweden zwar, Kernkraft schrittweise ganz abzuschaffen. Die Realisierung verlief jedoch sehr schleppend. Erst zwei von insgesamt zwölf Akws wurden in den letzten sieben Jahren geschlossen. Die neue bürgerliche Regierung hat einen Stopp der einst beschlossenen Abwicklung von Atomkraftwerken angekündigt.

André Anwar

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