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Neue Vorwürfe an der Odenwaldschule: "Sexuell erniedrigender Drogentest"

An der umstrittenen Odenwaldschule im südhessischen Ober-Hambach, an der jahrelang Schüler sexuell missbraucht worden sind, soll ein Schüler bei einem so genannten Drogen-Screening "sexuell beleidigt" beziehungsweise "sexuell erniedrigt" worden sein.

Berlin - Das erklärte der Frankfurter Anwalt Thorsten Kahl, an den sich die Familie des Schülers gewandt hatte, dem Tagesspiegel. Zugleich erhebt er schwere Vorwürfe gegen frühere Mitschüler des Betroffenen. Diese hätten versucht, den Schüler unter Druck zu setzen, um den Ruf der Schule nicht zu beschädigen. Die Odenwaldschule ist eine Unesco-Modellschule. Gertrud Ohling-von Haken, die Pressesprecherin der OSO, bestätigte, „dass es 2009 einen Vorfall gegeben hat und die Kriminalpolizei nun ermittelt“.

Nach Angaben von Kahl habe sich der Schüler vor einem Lehrer komplett nackt ausziehen und vor dessen Augen eine Urinprobe abgeben müssen. „Das hat nichts mehr mit einem neutralen Drogentest zu tun“, sagte Kahl. Ein solches Screening wird vorgenommen, wenn der Verdacht besteht, dass ein Schüler Drogen konsumiert hat. OSO-Pressesprecherin Ohling-von Haken erklärte, bei dem betreffenden Schüler habe auch der Verdacht bestanden, dass er „fremdes Urin abgebe“, dass er also seine Probe manipuliere.

Die Wiesbadener Anwältin Claudia Burgsmüller, die mit der Aufklärung der früheren Missbrauchsfälle befasst ist, hat von dem Fall gehört und erklärte: „Wegen des Verdachts der Fremdabgabe hat man ein verschärftes Screening gemacht. Es gab an der Schule ein oder zwei Fälle dieser Screening-Methode.“ Was dabei genau passiert ist, konnte Pressesprecherin Ohling-von Haken nicht sagen. Sie teilte allerdings mit, „dass diese Form der Urinabgabe abgestellt worden ist, weil sie sich schwer überwachen lässt“. Burgsmüller hat dem Lehrer, der noch an der Schule ist, geraten, sich einen Anwalt zu nehmen.

Nach Angaben von Kahl wollte sich der betroffene Schüler selbst an ihn wenden. Der Anwalt vertritt auch Missbrauchsopfer der OSO. „Er wollte etwas tun“, sagte Kahl. „Aber als klar wurde, dass er sich an einen Anwalt wenden wollte, wurde er durch frühere Mitschüler zurückgepfiffen.“ Die hätten ihn mit SMS-Botschaften „bombardiert“ und ihm vorgeworfen, er „würde die Schule ruinieren, wenn er das mache“. Darauf habe der Schüler stillgehalten, stattdessen hätte sich seine Familie bei ihm gemeldet und die Situation geschildert, sagte Kahl. Pressesprecherin Ohling-von Haken betonte, „dass es an der Odenwaldschule kein systematisches Drogen-Screening gibt. So etwas wird nur bei einem begründeten Verdacht gemacht.“

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