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Politik: Neuer Kardinalstaatssekretär ernannt

Franziskus setzt mit Pietro Parolin wieder auf einen gelernten Diplomaten.

Rom - Knapp ein halbes Jahr nach seiner Wahl hat Papst Franziskus die umstrittene und glücklose Ära von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone beendet. Der 78-Jährige, dessen „altersbedingten Rücktritt“ der Papst nun angenommen hat, wurde in den sieben Jahren seiner Amtszeit immer wieder für Organisationspannen im Vatikan verantwortlich gemacht. Die internen Streitigkeiten gipfelten zuletzt in der „Vatileaks“-Affäre, bei der zahlreiche interne Dokumente an die Öffentlichkeit gerieten. In ihren Diskussionsrunden beim Konklave hatten die Kardinäle im März auch immer wieder die Ablösung Bertones verlangt.

Neuer „Zweiter Mann“ im Vatikan wird nun Pietro Parolin. Er stellt zunächst einen Generationswechsel dar: Der aus Venetien gebürtige Erzbischof ist erst 58 Jahre alt und damit der jüngste Kurienchef seit 1930. Zweitens sitzt nach siebenjähriger Pause wieder ein erfahrener Diplomat auf dem wichtigen Posten. Tarcisio Bertone seinerseits kam – mit Benedikt XVI. – aus der Glaubenskongregation. Dass ihm jegliches politische Gespür fehlte, wurde in der Kurie oft beklagt. Übel angekreidet wurde ihm auch, dass er auf Auslandsreisen als eine Art Vize-Papst auftrat, statt sein Amt als dienenden Bürojob zu betrachten und ihn so auch auszuüben. Parolin war nach seiner Ausbildung in der Vatikanischen Diplomatenakademie in Nigeria und Mexiko stationiert, bevor er 2002 „Vize-Außenminister“ des Kirchenstaats wurde. Vor vier Jahren schließlich wurde Parolin von Benedikt XVI. als Nuntius, also als Vatikan-Botschafter, nach Venezuela geschickt. Der „Osservatore Romano“ als offizielle Zeitung des Vatikans hebt ausdrücklich hervor, Parolin sei ein „besonderer Experte für den Nahen Osten und Asien“. Intensiv hat er an der Annäherung zwischen dem Vatikan und Peking gearbeitet sowie an den Beziehungen zu Vietnam und zu Israel. Besonders jetzt, in der syrischen Krise, nährt das in Rom die Hoffnung, der Papst werde seine Diplomatie, wie unter Johannes Paul II., wieder für Friedensbemühungen einsetzen. Paul Kreiner

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