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Politik: Neuer Pisa-Test: Deutsche Schulen weiter zweitklassig

Studie ergibt nur leicht bessere Ergebnisse als 2001 In Mathematik Platz 17 unter 31 Staaten

Berlin - Deutschlands Schüler haben im neuen Pisa-Test offenbar etwas besser abgeschnitten als bei der Untersuchung vor drei Jahren. In Mathematik, dem Schwerpunkt der neuen Pisa-Untersuchung, liegen sie nach Angaben der Deutschen Presseagentur diesmal auf Platz 17 von 31 Industriestaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Vor drei Jahren hatten sie in Mathematik Platz 20 erreicht. Trotz dieser leichten Verbesserung bleiben die deutschen Schüler demnach unter dem Durchschnitt. Das Gleiche gilt für die Lesefähigkeiten. Hier erreichten die Deutschen diesmal den 20. Platz – vor drei Jahren lagen sie auf dem 21. Platz. Noch nicht bekannt ist, wie die Leistungen deutscher Schüler sich in den ebenfalls untersuchten Naturwissenschaften entwickelt haben. Welche Länder die Rangliste diesmal anführen, ist ebenfalls noch nicht bekannt. Bei der letzten Pisa-Studie führten Japans Schüler, gefolgt von denen in Korea, Neuseeland, Finnland, Australien und Kanada, in Mathematik. Die neue Pisa-Studie wird am 6. Dezember in Brüssel und Berlin vorgestellt.

Für die neue Untersuchung Pisa 2003, dem „Programme for International Student Assessment“, wurden im Frühjahr vergangenen Jahres weltweit 50000 Schüler im Alter von 15 Jahren getestet. Deutschland nahm mit 220 Schulen teil. Einen detaillierten Vergleich der Bundesländer haben die Kultusminister erst für den Herbst 2005 angekündigt. Auf die unterdurchschnittlichen Ergebnisse deutscher Schüler, die in der ersten Pisa-Studie vor drei Jahren bekannt wurden, hatte die Politik mit einem ganzen Bündel von Maßnahmen reagiert, darunter dem Ganztagsschulprogramm der Bundesregierung mit einem Umfang von vier Milliarden Euro bis 2007 und der Einführung bundesweit geltender Bildungsstandards durch die Bundesländer. Die erste Pisa-Studie zog zudem eine Debatte über das gegliederte deutsche Schulsystem nach sich.

Die Reformen haben in der kurzen Zeit zwischen den beiden Studien aber offenbar noch keine durchschlagende Wirkung entfaltet. Auch in der jetzigen Studie wird erwartungsgemäß weiter kritisiert, dass das deutsche Schulsystem sozial besonders selektiv sei. Migrantenkinder und solche aus bildungsfernen Schichten scheitern besonders häufig. Kinder aus der Oberschicht haben demnach eine viermal größere Abiturchance als Unterschichtenkinder – selbst bei gleichen geistigen Voraussetzungen.

Als Grundlage guter Mathematik-Fähigkeiten und als die Schlüsselkompetenz schlechthin gelten die Fähigkeiten im Lesen. Doch mehr als 20 Prozent der 15-Jährigen, so der Befund schon 2001, können Texte nicht sicher lesen und verstehen. Leseschwächer waren nur die Schüler in Luxemburg, Mexiko und Brasilien. 40 Prozent der deutschen Jugendlichen aus bildungsschwachen Elternhäusern erreichten die Mindeststandards beim Lesen nicht. Auch in der Förderung der Spitzenschüler schnitt Deutschland damals nicht gut ab. Nur neun Prozent der deutschen Schüler erreichten beim Lesen die höchste Kompetenzstufe. In einigen Ländern waren es 15 Prozent.

Erst unlängst hatte Andreas Schleicher, der Pisa-Koordinator bei der OECD, kritisiert, dass Deutschland noch immer bei weitem zu wenig Geld für Bildung ausgibt und im internationalen Vergleich abgehängt zu werden droht.

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