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Neues Beziehungsangebot: Gordon Brown besucht Barack Obama

Mit großen Plänen geht Großbritanniens Premier Gordon Brown nach Washington: Mit dem US-Präsidenten will er ein globales Abkommen mit Auswirkungen von Afrika bis nach London und New York erörtern.

Großbritanniens Premier Gordon Brown hat Großes vor, wenn er heute als erster europäischer Regierungschef zum Stelldichein mit dem amerikanischen Präsidenten Barack Obama ins Oval Office tritt: „Präsident Obama und ich werden ein neues globales Abkommen erörtern, dessen Auswirkungen von den Dörfern Afrikas bis zur Reform der Finanzinstitutionen in London und New York gehen werden“, schrieb er vorab.

Erst einmal wird ihm auffallen, dass die Churchill-Büste nicht mehr im Oval Office steht, die Tony Blair seinem Freund George W. Bush 2001 geliehen hatte und die zum Symbol ihrer Waffenbrüderschaft wurde. Nun hat Obama sie zurückgegeben und durch eine Büste Abraham Lincolns ersetzt. Der Präsident hat wenig übrig für Churchill, in dessen Amtszeit die Briten den Mau-Mau-Aufstand in Kenia niederschlugen und Obamas Großvater folterten.

Auch andere Zeichen der Distanz werden in London registriert: Zur Bestätigung des Termins ersetzte das Weiße Haus die über Jahrzehnte gepflegte Formel von der „besonderen Beziehung“ durch die weniger amouröse, geschäftsmäßigere „besondere Partnerschaft“. Man notierte auch die Kürze des Termins: Noch vor dem Lunch wird der Premier aus dem Weißen Haus wieder hinauskomplimentiert.

Browns wichtigstes Ziel ist, Obamas Indifferenz gegenüber dem Herzstück der britischen Außenpolitik, eben jener „special relationship“, zu überwinden. Er setzt seit langem auf eine Regierung der Demokraten in Washington, die mit Labour auf einer Linie liegt. Diese Allianz „gegen die globalen Kräfte des Konservatismus“ will er auch zu Hause gegen die Konservativen einsetzen. „Es ist vielleicht seine letzte Chance, die nächste Wahl zu gewinnen“, behauptet ein einflussreicher Labour-Stratege laut der „Times“. „Nie war die Übereinstimmung zwischen den Regierungen so groß“, betonen britische Diplomaten. Brown und Obama setzten beide beim Kampf gegen die Wirtschaftskrise auf Milliardenpakete der öffentlichen Hand, beide stellen die Umweltpolitik in den Mittelpunkt ihrer Konjunkturprogramme, beide haben ein Kyo- to-Folgeabkommen als politische Priorität identifiziert, ganz abgesehen von gemeinsamen Aufgaben in Afghanistan.

Vor allem will Brown den US-Präsidenten für seine Pläne für den Londoner G20- Gipfel am 2. April gewinnen. Britische Diplomaten fürchten, Obama könne sich zu sehr auf die US-Interessen in der Wirtschaftskrise konzentieren – Brown will ein global koordiniertes Konjunkturpaket. Er will in London aber auch die Weichen für eine globale Regulierung der Banken stellen und die Reform von Weltbank und Internationalem Währungsfond (IWF) auf den Weg bringen, zu der ihre verbesserte Finanzausstattung gehört.

Dann steht die Vorbereitung des Nato- Gipfels in Straßburg an: Die USA haben von den Briten bisher keine zusätzlichen Truppen für Afghanistan gefordert – wohl wissend, dass die Briten ihre Möglichkeiten praktisch erschöpft haben. Wie die Briten ist auch das Pentagon der Ansicht, dass nun andere nachziehen müssen.

Am Mittwoch wird Brown als erst fünfter britischer Premier auf einer gemeinsamen Sitzung des Kongress sprechen. Hier habe er die Chance, Amerika vom „Weg in den Protektionismus“ abzubringen, meint der frühere Britische Außenminister Malcolm Rifkind – es könnte Browns wichtigster Termin werden.

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