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Politik: Neustart des Neustarts

US-Außenminister Kerry trifft Lawrow in Berlin.

Moskau - Die erste große Herausforderung bei der ersten Auslandsreise von US-Außenminister John Kerry, die am Sonntag beginnt, lauert schon ziemlich zu Beginn. Am Dienstag trifft er in Berlin seinen russischen Amtsbruder Sergei Lawrow. Spätestens dann wird sich zeigen, ob Moskaus Vorschusslorbeeren für Washingtons neuen Chefdiplomaten gerechtfertigt waren. In Kerry sehen Kreml und Außenamt einen Mann der leisen Töne mit Gespür für indirekte Signale seiner Gesprächspartner. Eine Kunst, die auch Lawrow beherrscht, nicht so dagegen Kerrys Vorgängerin Hillary Clinton, mit der Moskau schon allein deshalb nie recht warm wurde, weil man glaubte, ihre Außenpolitik sei vor allem eine Vorbereitung für den nächsten Präsidentenwahlkampf 2016 in den USA.

Kerry indes wäre aus russischer Sicht prädestiniert, jenen Neustart des Neustarts praktisch auf den Weg zu bringen, über den sich US-Vizepräsident Joseph Biden und Lawrow an Rande der Münchner Sicherheitskonferenz Anfang Februar im Prinzip verständigten. Denn nach Wladimir Putins Rückkehr in den Kreml im Mai 2012 ist das russisch-amerikanische Verhältnis wieder so frostig wie vor dem Neuanfang, den Russlands damaliger Präsident Dmitri Medwedew und Amtskollege Barack Obama im Sommer 2009 per Händedruck besiegelten.

Bemühungen um einen Kompromiss bei Washingtons globaler Raketenabwehr, durch die Moskau sich bedroht sieht, kommem seit Monaten nicht voran. Auch bei anderen wichtigen internationalen Problemen – vor allem bei Syrien und dem Iran – vertreten beide Seiten Positionen, die einander faktisch ausschließen. Dazu kommen Sanktionen, die die USA Ende 2012 gegen russische Menschenrechtssünder beschlossen. Moskau konterte unter anderem mit einem Verbot für US-amerikanische Pflegeeltern, russische Waisenkinder zu adoptieren.

Über all das wollen Lawrow und Kerry in Berlin reden. Auch bei schwierigen Themen, so ein russischer Diplomat, hätten beide Minister während ihres Telefonats am vergangenen Sonntag Aufrichtigkeit vereinbart. Elke Windisch

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