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Beate Zschäpe sitzt zwischen ihren Verteidigern Hermann Borchert (links) und Mathias Grasel (rechts).

© AFP

Newsblog zu Beate Zschäpe im NSU-Prozess: Tochter eines NSU-Opfers weist Entschuldigung zurück

Beate Zschäpe hat im NSU-Prozess 248 Verhandlungstage lang geschwiegen. Nun hat sie erstmals ausgesagt und die Mitgliedschaft im NSU bestritten. Die Aussage und Reaktionen darauf im Nachrichtenblog.

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Zschäpe-Anwalt Grasel attackert ihre drei alten Anwälte: Im NSU-Prozess hat der neue Pflichtverteidiger von Beate Zschäpe die drei alten Anwälte der Hauptangeklagten scharf attackiert. Mathias Grasel beantragte am Mittwoch die Entpflichtung von Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm. Zschäpe sei von ihnen blockiert worden, das Vertrauen sei erschüttert, sagte Grasel. Es sei Zschäpe nicht möglich gewesen, ihr langes Schweigen im Prozess aus eigener Kraft zu brechen. Sie habe sich 2011 nicht gestellt, um dann zu schweigen, sei aber von ihren alten Pflichtverteidigern dazu gedrängt worden. Zschäpe muss sich vor dem Oberlandesgericht München als Mittäterin an sämtlichen Verbrechen verantworten, die dem NSU angelastet werden, darunter zehn Morde.
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Tochter eines NSU-Opfers nimmt Entschuldigung nicht an: Die Tochter des im April 2006 in Dortmund erschossenen Mehmet Kubasik nimmt die Entschuldigung Beate Zschäpes nicht an. Gamze Kubasik erklärte: "Die angebliche "Entschuldigung" für die Taten von Mundlos und Böhnhardt nehme ich nicht an: sie ist eine Frechheit, vor allem, wenn sie dann noch verbunden wird mit der Ansage, keine unserer Fragen zu beantworten." Die Aussagen Zschäpes haben sie empört. ""Mit ihrer Erklärung versucht Frau Zschäpe sich aus der Verantwortung zu ziehen", erklärte Gamze Kubasik, "dieser Aussage glaube ich kein Wort. Meine von vornherein geringen Hoffnungen, dass mit dieser Erklärung endlich die genauen Umstände des Mordes an meinem Vater aufgeklärt werden, sind enttäuscht." Frau Zschäpe hätte vieles beantworten können, sie habe jedoch nur versucht, ihre Rolle herunter zu spielen. Gamze Kubasik sagt: "Für mich ist das reine Taktik und wirkt total konstruiert."

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NSU-Opferanwälte: Zschäpe sagt die Unwahrheit. Die NSU-Opferanwälte schenken den Aussagen Beate Zschäpes keinen Glauben. Rechtsanwalt Scharmer erklärte: „Die Erklärung hält einer gründlichen Überprüfung nicht stand. Zschäpe als Ahnungslose, den beiden Mittätern unterlegene Frau, die von den Taten jeweils vorher nichts wusste - das glaubt ihr niemand, der die Verhandlung von Anfang an besucht hat." Er bezeichnet die Aussage als konstruiert und widersprüchlich. "Zschäpe wird sie nicht vor einer Verurteilung retten. Den Nebenklägern nützt sie nichts. “ Der Rechtsanwalt Stolle findet, die Aussage könne wie ein unfreiwilliges Schuldeingeständnis gewertet werden. "Dass was sie sagt, ist so konstruiert und lebensfremd, dass jedem klar geworden ist, dass sie die Unwahrheit sagt und was zu verschleiern hat."

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Zschäpe entschuldigt sich bei NSU-Opfern. Die mutmaßliche Neonazi-Terroristin Beate Zschäpe hat die Opfer der Terrorgruppe NSU um Entschuldigung gebeten. „Ich entschuldige mich aufrichtig bei allen Opfern und allen Angehörigen der Opfer der von Mundlos und Böhnhardt begangenen Straftaten“, hieß es in ihrer am Mittwoch von Anwalt Mathias Grasel im Münchner NSU-Prozess verlesenen Erklärung.

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Zschäpes Aussagen rufen Empörung hervor: Die Aussagen von Beate Zschäpe, nicht an den NSU-Morden beteiligt gewesen zu sein, rufen in den sozialen Medien Empörung hervor. NSU-Opferanwalt Mehmet Daimagüler twitterte: "Lügen en Masse. Die letzten Zweifel an ihrer Schuld hat sie heute persönlich beseitigt. Hohles Entschuldigungsgerede obendrauf." In einem zweiten Tweet schrieb er: "#Zschaepe will uns für dumm verkaufen und die Nazi-Szene schützen." Konrad Litschko, Journalist bei der "tageszeitung" kommentierte ebenfalls auf Twitter: "Einlassung #Zschäpe vorbei. Resümee: Alles war Werk der Uwes, sie habe die Morde und Überfälle nicht gewollt. Angehörige schütteln Kopf". Der ARD-Reporter Holger Schmidt fasst Zschäpes Aussage nur in drei Zeichen zusammen: den unwissenden Affen. Wie der Reporter weiter berichtet, habe ein Anwalt der Nebenklage sogar gespottet: "Ist der Haftbefehl schon aufgehoben?"

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Beate Zschäpe bestreitet Mitgliedschaft im NSU: Die Hauptangeklagte im NSU-Prozess, Beate Zschäpe, hat die Mitgliedschaft im NSU bestritten. „Ich weise den Vorwurf der Anklage, ich sei ein Mitglied einer terroristischen Vereinigung namens NSU gewesen, zurück“, ließ Zschäpe ihren Anwalt Mathias Grasel am Mittwoch im NSU-Prozess erklären. Sie habe sich weder damals noch später je als Mitglied des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) gesehen, ließ Zschäpe am Mittwoch vor dem Oberlandesgericht München von ihrem Verteidiger erklären. Der Name NSU sei alleine eine Erfindung von Uwe Mundlos gewesen, allenfalls könne noch Uwe Böhnhardt der Gruppe zugeordnet werden.

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Beate Zschäpe gesteht Brandstiftung in Zwickau: Die mutmaßliche Neonazi-Terroristin Beate Zschäpe hat gestanden, die letzte Fluchtwohnung der Terrorgruppe NSU in Zwickau in Brand gesteckt zu haben. Das geht aus Zschäpes Aussage hervor, die ihr Anwalt Mathias Grasel am Mittwoch im NSU-Prozess verlas: Im Radio habe sie im November 2011 davon erfahren, dass ein Wohnmobil mit zwei Leichen entdeckt worden war. Sie sei sich sofort sicher gewesen, dass es sich um ihre beiden Freunde Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos gehandelt habe. Vor der Brandstiftung sei sie durchs Haus gegangen, um sicherzustellen, dass sich niemand mehr darin befinde.

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Die Angeklagte Beate Zschäpe bestreitet die Beteiligung an den Morden des NSU.
Die Angeklagte Beate Zschäpe bestreitet die Beteiligung an den Morden des NSU.

© dpa/Tobias Hase

Beate Zschäpe: Mundlos und Böhnhardt töteten Kiesewetter, um ihre Pistole zu stehlen. Die beiden NSU-Mitglieder Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt haben laut dem dritten mutmaßlichen Mitglied Beate Zschäpe die Polizistin Michèle Kiesewetter getötet, um ihre Pistole stehlen zu können. Dies sagte die Hauptangeklagte im Prozess um die Taten des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) am Mittwoch in einer von ihrem Verteidiger vor dem Oberlandesgericht München verlesenen Erklärung aus. Das Motiv für den Polizistenmord von Heilbronn galt bislang als unklar.

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Beate Zschäpe bestreitet Beteiligung an NSU-Morden: Die mutmaßliche Neonazi-Terroristin Beate Zschäpe hat bestritten, an den zehn Morden und zwei Sprengstoffanschlägen beteiligt gewesen zu sein, die die Bundesanwaltschaft der Terrorgruppe NSU vorwirft. Das geht aus Zschäpes Aussage hervor, die ihr Anwalt Mathias Grasel am Mittwoch im NSU-Prozess verlas.

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Beate Zschäpe bestreitet, vom ersten Mord gewusst zu haben: Die mutmaßliche Neonazi-Terroristin Beate Zschäpe hat bestritten, vom ersten Mord gewusst zu haben, den die Bundesanwaltschaft der Terrorgruppe NSU vorwirft. Das geht aus Zschäpes Aussage hervor, die ihr Anwalt Mathias Grasel am Mittwoch im NSU-Prozess verlas. Demnach hatten ihre Freunde Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt im September 2000 in Nürnberg den türkischen Blumenhändler Enver Simsek erschossen. Sie habe erst drei Monate danach davon erfahren, ließ Zschäpe erklären. Bis heute kenne sie das Motiv für den Mord nicht. Sie habe den beiden erklärt, dass sie sich der Polizei stellen wolle. Daraufhin hätten Mundlos und Böhnhardt mit Selbstmord gedroht.

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Die Angeklagte Beate Zschäpe und ihre Anwälte Hermann Borchert (l) und Mathias Grasel (r) bereiten sich im Gerichtssaal im Oberlandesgericht in München auf die Verlesung ihrer Aussagen vor.
Die Angeklagte Beate Zschäpe und ihre Anwälte Hermann Borchert (l) und Mathias Grasel (r) bereiten sich im Gerichtssaal im Oberlandesgericht in München auf die Verlesung ihrer Aussagen vor.

© dpa

Beate Zschäpe gesteht Mitwisserschaft am ersten Raubüberfall: Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe gestand, vom ersten Raubüberfall ihrer Freunde Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt gewusst zu haben. Sie sei aber weder an der Vorbereitung noch an der Durchführung beteiligt gewesen. Nach ihrem Untertauchen hätten die drei Ende 1998 in ständiger Angst gelebt, entdeckt zu werden. Das Geld sei ihnen ausgegangen. Böhnhardt habe daher vorgeschlagen, einen Bankraub in Chemnitz zu begehen. Zschäpe hatte nach eigenen Angaben zu viel Angst, sich daran zu beteiligen. „Sie wollten mich ganz bewusst nicht dabei haben.“ Mundlos und Böhnhardt hätten ihr zuvor auch nichts von Rohrbomben und Sprengstoff erzählt, mit denen sie hantierten.

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Hauptangeklagte berichtet über ihre Beziehungen zu Mundlos und Böhnhardt: Zuvor hatte Im NSU-Prozess hat die Hauptangeklagte Beate Zschäpe über ihre Beziehung zu den beiden anderen mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt berichtet. In der Aussage, die ihr Anwalt Mathias Grasel am Mittwoch verlas, heißt es: An ihrem 19. Geburtstag habe sie Böhnhardt kennengelernt. Sie habe sich in ihn verliebt, sei aber noch mit Mundlos zusammen gewesen. Kurz nach Mundlos' Wehrdienst hätten sie sich getrennt. Anschließend sei sie eine Beziehung mit Böhnhardt eingegangen. So sei sie stärker in Kontakt zu Böhnhardts Freunden gekommen, die nationalistischer eingestellt gewesen seien als die von Mundlos.

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Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe wird vor der Verlesung ihrer Aussage von ihrem Verteidiger Mathias Grasel begrüßt.
Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe wird vor der Verlesung ihrer Aussage von ihrem Verteidiger Mathias Grasel begrüßt.

© AFP

Aussage beginnt mit Erinnerungen an Zschäpes schwere Kindheit: Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe erinnert an ihre Kindheit in der damaligen DDR. Sie berichtete von Alkoholproblemen und Streitigkeiten mit ihrer Mutter. Von der Mutter habe sie so gut wie kein Geld bekommen, so dass sie sich an kleineren Diebstählen habe beteiligten müssen.

Zschäpe muss sich vor dem Oberlandesgericht München als Mittäterin an sämtlichen Verbrechen verantworten, die dem NSU angelastet werden, darunter zehn vorwiegend rassistisch motivierte Morde. Mundlos und Böhnhardt starben 2011 nach einem Banküberfall. (AFP, dpa)

Ein Interview mit der Tochter eines NSU-Opfers zu ihren (geringen) Erwartungen an die Aussage Zschäpes können Sie hier lesen.

Eine Chronik des NSU-Prozesses finden Sie hier.

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