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Politik: Nicht alle Verteidiger sind bereit, die Strategie permanenter Angriffe gegen das Gericht länger mitzutragen

Im "Hetzjagd-Prozess" ist offenbar ein Teil der Verteidiger nicht mehr bereit, die von einigen Kollegen verfolgte Strategie permanenter Angriffe gegen das Gericht weiter zu tolerieren. Bei einer Aussprache der Anwälte, die insgesamt elf Angeklagte vertreten, seien vergangenen Donnerstag "Meinungsverschiedenheiten" deutlich geworden, sagte jetzt Egon Janthur, der den 18-jährigen René K.

Von Frank Jansen

Im "Hetzjagd-Prozess" ist offenbar ein Teil der Verteidiger nicht mehr bereit, die von einigen Kollegen verfolgte Strategie permanenter Angriffe gegen das Gericht weiter zu tolerieren. Bei einer Aussprache der Anwälte, die insgesamt elf Angeklagte vertreten, seien vergangenen Donnerstag "Meinungsverschiedenheiten" deutlich geworden, sagte jetzt Egon Janthur, der den 18-jährigen René K. vertritt. An diesem Tag hatte die 3. Große Strafkammer des Landgerichts Cottbus erneut die Verhandlung nach wenigen Minuten abbrechen und mehrere Zeugen nach Hause schicken müssen. Der Berliner Anwalt Adrian Stahl hatte zuvor die Sitzverhältnisse im Gerichtssaal moniert und per Antrag eine Änderung verlangt. Es wirke "etwas abstoßend", so Janthur, nach mehr als 25 Verhandlungstagen plötzlich ein Platzproblem vorzubringen. Stahl habe jedoch auf entsprechende Kritik in einem Tonfall reagiert, der "zumindest nicht angebracht war", sagte Janthur.

Sein Mandant René K. ist der einzige Angeklagte, der bislang gestanden hat, in der Nacht zum 13. Februar dieses Jahres in Guben einen Afrikaner misshandelt zu haben. Bei diesem Opfer handelte es sich um einen Begleiter von Farid Guendoul alias Omar Ben Noui. Dieser hatte auf der Flucht vor Skinheads eine Glastür eingetreten und sich tödliche Schnittverletzungen zugezogen.

Die Verzögerung des Prozesses durch Anträge einiger Verteidiger sei weder im Interesse von René K. noch anderer Angeklagter, sagte Janthur. K. müsse seine Ausbildung seit Beginn des Prozesses Anfang Juni nahezu wöchentlich für zwei Tage unterbrechen. Außerdem werde mit jedem zusätzlichen Verhandlungstermin die Rückgabe der Fahrerlaubnis verschoben. Der Anwalt verwies zudem auf seinen enormen, aber schlecht bezahlten Aufwand als Pflichtverteidiger. Auch im Hinblick auf künftige Verfahren am Landgericht Cottbus möchte Janthur eine Vergiftung des Klimas vermeiden. Doch der Anwalt fürchtet, dass der Prozess "über zwei Jahre geht" - was aus Janthurs Sicht, vorsichtig formuliert, "schädlich" wäre.

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