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Politik: Nicht alle Wege führen nach Rom (Kommentar)

Karl Lehmann ist kein Mensch, der zu Übertreibungen neigt. Umso mehr müssen seine Worte aufhorchen lassen.

Karl Lehmann ist kein Mensch, der zu Übertreibungen neigt. Umso mehr müssen seine Worte aufhorchen lassen. "Ich habe oft vor einer solchen Krise gewarnt. Nun wird sie kommen", schrieb der bedächtige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz vor einem Vierteljahr in offener Verzweiflung an den päpstlichen Nuntius in Deutschland. Noch hüllen sich die Kontrahenten des erbitterten Ringens auf dem päpstlichen Feriensitz in den Albaner Bergen in Schweigen. Folgt man jedoch den vatikanischen Auguren, ist die offizielle römische Direktive an die deutschen Oberhirten, aus der staatlichen Beratung auszusteigen, nur noch eine Frage der Zeit. Was das für ihn persönlich bedeuten würde, auch damit hat Lehmann nicht hinter dem Berg gehalten. Für die Folgen werde er keine Verantwortung auf sich nehmen, schrieb er damals. Bischof Lehmann hat für den Zusammenhalt der deutschen Kirche Unerhörtes geleistet. Das ist den Laien ebenso bewusst wie den meisten Bischöfen. Zwar wird er deprimiert und angeschlagen aus diesem römischen Machtkampf herauskommen. Aber Lehmann verkörpert den erklärten Mehrheitswillen der deutschen Kirche. Und deshalb darf er den Bettel jetzt nicht hinwerfen.

M.G.

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