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Politik: Nicht hitzebeständig

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Kann es etwas Frustrierenderes für einen Politiker geben, als wenn er unermüdlich an der Umsetzung seiner politischen Ziele arbeitet und trotzdem immer wieder öffentlich angefeindet wird? Kurz, wenn er irgendwo im Land auf die Menschen trifft, die die Auswirkungen seines Tuns am eigenen Leib spüren?

Von Antje Sirleschtov

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Kann es etwas Frustrierenderes für einen Politiker geben, als wenn er unermüdlich an der Umsetzung seiner politischen Ziele arbeitet und trotzdem immer wieder öffentlich angefeindet wird? Kurz, wenn er irgendwo im Land auf die Menschen trifft, die die Auswirkungen seines Tuns am eigenen Leib spüren? So mancher Politikerfahrene hat da ganz praktische Schlüsse gezogen. Veranstaltungen werden sorgsamer ausgewählt. Teilgenommen wird entweder an solchen, bei denen der Anteil der renitenten Gegner möglichst gering ist. Oder bei solchen, wo es der Zuhörerkreis als unschicklich betrachten würde, bei Missfallen in laute Unmutsbekundungen auszubrechen.

Einer wie Florian Gerster ist schon weiter. Unermüdlich versucht der Chef der Bundesanstalt für Arbeit den Ostdeutschen beizubringen, dass ihre viel geliebten ABM-Stellen nur viel Geld kosten, aber letztlich den Betroffenen überhaupt nicht helfen, einen Job auf dem ersten Arbeitsmarkt zu finden. Bislang hat ihm das jedoch im Osten niemand geglaubt. Verständlich, dass er irgendwann müde wird, immer dieselben Vorurteile mit immer denselben Lehrsätzen zu beantworten. Deshalb setzt Gerster jetzt auf den Faktor Hitze. Wie vergangene Woche in Schwerin, wo rund 100 wütende Betroffene darauf warteten, mit dem BA-Chef über die Auswirkungen seiner Politik in Mecklenburg-Vorpommern zu diskutieren: Nach sieben Stunden Konferenz-Debatte bei 35 Grad Hitze kam Florian Gerster im klimatisierten Wagen aus Hamburg zum Vortrag angefahren. Und seine Kritiker? Die hingen mittlerweile vollkommen ermattet in den Stühlen. Statt Zorn gab es sogar Applaus für den Gast aus Nürnberg.

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