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Politik: Nicht mehr ohne

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Die meisten Unfälle passieren bekanntermaßen im Haushalt. Stellen wir uns also Folgendes vor: Sie haben aus Angst vor einer mehrjährigen Haftstrafe ihre treue Putzfrau entlassen, weil sie bei der Minijob-Zentrale nicht durchgekommen sind.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Die meisten Unfälle passieren bekanntermaßen im Haushalt. Stellen wir uns also Folgendes vor: Sie haben aus Angst vor einer mehrjährigen Haftstrafe ihre treue Putzfrau entlassen, weil sie bei der Minijob-Zentrale nicht durchgekommen sind. Nicht nur, dass Sie das schlechte Gewissen quält – was wird jetzt aus Irina? Sie stehen gerade auch noch ganz oben auf der Leiter und reinigen die Oberlichter ihres Altbau-Fensters. Da klingelt das Telefon. „Das wird der Rückrufservice der Minijob-Zentrale sein“, denken Sie, „endlich!“

Begeistert lassen Sie das Fensterleder fallen. Sie sind fest davon überzeugt, dass doch noch alles gut wird. Doch dann übersehen Sie beim Hinabsteigen der Leiter eine Stufe. Der Aufprall auf dem Parkettboden ist hart und schmerzhaft, das Bein vermutlich gebrochen. Mit letzter Kraft robben Sie zum Telefon, das inzwischen nicht mehr klingelt. Unter größten Schmerzen wählen sie die 112. Wenig später liegen Sie im Krankenwagen. Zufällig ist ein Arzt an Bord, und zwar einer, der einen Vertrag mit der Kassenärztlichen Vereinigung hat. „Zehn Euro her“, sagt er. „Oder ich gucke mir das Bein nicht mal von weitem an.“ Dummerweise haben Sie in Ihrer Panik kein Geld dabei und müssen den Zivi-Sanitäter anpumpen, der ihnen einen zinsgünstigen Kredit anbietet.

Ein Schreckensszenario? Vielleicht. Und doch haben Regierungskreise jetzt empfohlen, vorsichtshalber immer einen Zehn- Euro-Schein in der Tasche zu haben. Immer. Jedenfalls, solange die letzten Details der Praxisgebühr-Verordnung nicht endgültig geklärt sind. Ach ja, und immer hübsche, saubere Unterwäsche tragen. Wer weiß, was alles passiert.

Esther Kogelboom

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