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Politik: Nicht nur Vorzüge

Jordanien braucht Saddams Öl, will sich aber nicht gegen die USA stellen

Von Andrea Nüsse, Amman

Jordanien fürchtet den Tag X. Ein Angriff auf den Irak würde Amman in eine schwierige Lage bringen. Der jordanische Außenminister Marwan Muasher sagte am Donnerstag im Gespräch mit dem Tagesspiegel, für Jordanien gebe es „keinen Grund, sich vom Irak bedroht zu fühlen“. Ein Krieg würde dagegen negative Auswirkungen auf die politischen und wirtschaftlichen Interessen seines Landes haben. Er werde Jordanien „mehr als eine Milliarde Dollar“ im Jahr kosten, erklärte er.

Jordanien bezieht sein gesamtes Erdöl aus dem Irak, zur Hälfte unentgeltlich, zur anderen Hälfte zu einem Vorzugspreis. Sorge bereiten dem Land auch mögliche Flüchtlingswellen aus Palästina und dem Irak, sagte Muasher. Israelische Politiker hätten zwar privat versichert, man habe keine „Transfer-Pläne“ für Palästinenser während eines Irak-Krieges. Es gebe dazu aber bisher „keine einzige offizielle Stellungnahme“ aus Tel Aviv. Angesichts der Tatsache, dass in Meinungsumfragen viele Israelis Abschiebungen von Palästinensern befürworten, sei Jordanien „absolut nicht beruhigt".

Jordanien tue alles, um einen Krieg gegen den Irak zu verhindern, legte Muasher die offizielle Position seines Landes dar. Allerdings habe Amman wenig Einfluss. Wenn es zu einem Angriff käme, würde Jordanien seine „ausgezeichneten Beziehungen zu den USA nicht gefährden". Im Vergleich zum Irak-Krieg von 1991, als Jordanien sich auf die Seite des Irak schlug, seien die jordanisch-amerikanischen Beziehungen „ungleich enger“ geworden, man spiele heute in einer „anderen Liga". Washington habe die schwierige Situation Jordaniens erkannt, und der Minister rechnet nicht damit, dass Washington Amman bitten werde, sich an einem Militärschlag gegen den Irak zu beteiligen. „Wir machen eine Gratwanderung“, so Muasher. Im letzten Golf-Krieg habe Jordanien „teuer bezahlt“ für seine Solidarität mit dem irakischen Nachbarn.

Falls es eine neue Resolution im UN-Sicherheitsrat gebe, werde man Bagdad raten, die darin enthaltenen Forderungen zu erfüllen. Einen Beweis für eine Verbindung zwischen dem irakischen Regime und der Terrororganisation Al Qaida gibt es nach Erkenntnissen des Ministers indes nicht.

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