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Politik: „Nicht nur Yoga-Kurse“

CDU-Gesundheitsexperte Spahn über Prävention.

Herr Spahn, die Gesundheitsexperten der Koalition haben sich am Donnerstag abend auf eine Präventionsstrategie der Regierung geeinigt. Was bezwecken Sie damit?

Wir wollen das Thema Prävention aus den Sonntagsreden herausholen. Alle sagen, dass Gesundheitsvorsorge wichtig ist. Wir bringen nun konkrete Änderungen auf den Weg, mit denen sich wirklich etwas verbessert.

Was wird denn zum Besseren verändert?

Die Krankenkassen müssen künftig für die Prävention pro Jahr mindestens sechs Euro je Versicherten ausgeben. Davon fließen zwei Euro in die betriebliche Gesundheitsförderung, weil wir dort am Arbeitsplatz die Menschen am besten erreichen. Ein Euro soll in die Arbeit in anderen Lebenswelten wie Schulen, Kindergärten, Vereinen und Kiezen investiert werden. Und 50 Cent davon erhält die Bundeszentrale für politische Aufklärung für ihre Kampagnen. Damit wird ihr Etat für die Präventionsarbeit verdreifacht. Insgesamt fließen so 420 Millionen Euro originär in die Prävention. Das ist deutlich mehr als bisher.

Haben die Krankenkassen das Thema bisher denn vernachlässigt?

Manche sind bei der Prävention schon sehr gut, aber für viele ist es jenseits der großen Rhetorik immer noch nur ein Nischenthema. Nötig sind vor allem qualitätsorientierte Angebote. Bisher handeln die Kassen viel zu oft nur marketingorientiert. Da wird dann der Koch- und Yogakurs beworben, und erreicht werden nur die Versicherten, die ohnehin schon gesundheitsbewusst leben.

Für große Firmen ist betriebliche Prävention weniger ein Problem. Aber wie bekommen Sie die kleinen mit ins Boot?

Zum Beispiel benennen wir ihnen etwa bei den Handelskammern Ansprechpartner, die beim Aufbau von betrieblicher Gesundheitsprävention helfen. Gleichzeitig müssen wir ihnen bewusst machen, dass sich Investitionen in die Gesundheitsvorsorge ihrer Mitarbeiter bezahlt machen und in ihrem ureigenen betrieblichen Interesse liegen.

Angekündigt ist Ihre Strategie seit zwei Jahren. Warum hat es so lange gedauert?

Wir mussten uns erst um eine solide Finanzlage der Krankenkassen kümmern, dann um ärztliche Versorgung und Pflege. Jetzt ist es Zeit, die Prävention zu verbessern. Alles auf einmal schafft keiner.

Die Opposition fordert seit langem ein umfassendes Präventionsgesetz, Sie belassen es bei einer schlichten Strategie. Warum?

Unsere Strategie beinhaltet auch gesetzliche Änderungen, etwa für die Krankenkassen. Was die Opposition will, ist dagegen kaum umzusetzen: In der ganzen Republik sollen Präventionsräte eingerichtet werden, die aus unterschiedlichen Quellen Geld bekommen. Das klingt gut, wir würden uns dabei aber im Föderalismus verheddern. Daher konzentrieren wir uns auf Bereiche, die wir wirklich regeln können. Lieber kleinere Schritte, als nur große Worte, denen am Ende keine Taten folgen.

Die Fragen stellte Rainer Woratschka.

Jens Spahn (32) ist CDU-Politiker und seit 2009 gesundheitspolitischer Sprecher der Unionsfraktion im

Bundestag. Erstmals zum Abgeordneten

gewählt wurde er bereits als 22-Jähriger.

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