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Niederlande: Cohen wird Favorit

Der neue Chef der Arbeitspartei geht auf Konfrontation zu Rechtspopulist Geert Wilders.

„Sicherheit ist der Kern, wenn es darum geht, dass Menschen sich zu Hause fühlen.“ Mit diesem politischen Glaubensbekenntnis will Job Cohen das Erbe des eben zurückgetretenen Wouter Bos antreten und die Partei van der Arbeid, die niederländischen Sozialdemokraten, in die Wahlschlacht gegen den Rechtspopulisten Geert Wilders von der Partei für die Freiheit führen.

Bereits in den letzten Jahren ging der Sozialdemokrat einer Konfrontation mit Wilders nicht aus dem Weg. Als dieser seinen Anti-Islam-Film „Fitna“ herausbrachte, betonte Cohen als Bürgermeister von Amsterdam, dass er nicht einverstanden war mit dem Inhalt des Films. Der Partei von Wilders warf er vor, zu Hass und zur Spaltung der Gesellschaft aufzurufen. Als Amsterdamer Bürgermeister trat er 2001unter dem Motto an: „Das Ganze zusammenhalten“, damit Amsterdam seinen Ruf als offene und tolerante Stadt auch in der Zukunft gerecht werde. Für sein Auftreten nach dem Mord an Theo van Gogh im November 2004 wurde Cohen vom Magazin „Time“ als „European Hero“ bezeichnet.

Cohen stammt aus einer liberalen jüdischen Familie und studierte Rechtswissenschaft an der Universität Groningen. 1991 erreichte seine akademische Karriere ihren Höhepunkt mit der Berufung zum Rektor der Universität Maastricht. Die politische Laufbahn des Sozialdemokraten, der schon 1967 als 20-Jähriger der Arbeitspartei beitrat, führte nach Den Haag, wo Cohen 1993 erst Staatssekretär für Bildung im Kabinett Lubbers und danach 1998 Staatssekretär für Justiz im Kabinett Kok war. Er machte die Homoehe möglich und reformierte das Einwanderungsgesetz, das die Rechtsparteien allerdings als zu schlapp ablehnten. Wilders Reaktion auf Cohens Kandidatur: „Ein Tee trinkender Multi- Kulti-Verwöhner!“

Die Auswechslung ihres Spitzenkandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten hat den Sozialdemokraten drei Monate vor den Neuwahlen offenbar gut getan. Nach einer aktuellen Umfrage wünschen sich 55 Prozent der Bürger Cohen als neuen Regierungschef. 25 Prozent sprachen sich für den amtierenden christdemokratischen Ministerpräsidenten Jan Peter Balkenende aus. Rechtspopulist Wilders rutschte hingegen auf 17 Prozent ab, wie die Zeitung „de Volkskrant“ berichtete. Seine Partei hatte zuvor in den meisten Erhebungen ganz vorn oder auf dem zweiten Platz gelegen. mit dpa

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