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Nigeria: Entführter Deutscher wieder frei

Nach mehr als zweiwöchiger Geiselhaft ist einer der beiden in Nigeria entführten Deutschen wieder frei. Ein zweiter Deutscher befindet sich weiter in der Hand seiner Kidnapper.

Lagos/Berlin - Guido Schiffarth sei in der Nacht zum Samstag freigekommen, teilten die nigerianischen Behörden mit. Der 62-Jährige sei unverletzt und wohlauf. Der Mitarbeiter der Firma Bilfinger Berger war am 3. August mit seinem nigerianischen Fahrer entführt worden. Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte die Freilassung.

Schiffarth sei von den Behörden in die Obhut seiner Firma übergeben worden, sagte ein Sprecher der Regierung des nigerianischen Bundesstaats Rivers. Für die Freilassung sei kein Lösegeld gezahlt worden. Zum Schicksal des mit Schiffarth entführten nigerianischen Fahrers äußerte sich der Behördensprecher nicht.

Unklar blieb, ob die Forderung der Entführer nach der Freilassung von zwei Rebellenführern erfüllt wurde. Die bis zu der Entführung des Deutschen unbekannte Gruppierung "Bewegung für das Volk des Niger-Deltas" (MONDP) hatte verlangt, den Rebellenführer Mujahid Dokubo Asari und den ehemaligen Gouverneur des Bundesstaats Bayelsa, Diepreye Alamieyeseigha, freizulassen. Beide stehen derzeit in der nigerianischen Hauptstadt Abuja vor Gericht.

Reiche Erdölvorkommen - bitterarme Bevölkerung

Am vergangenen Sonntag war ein weiterer Deutscher zusammen mit drei weiteren Ausländern aus Irland, Großbritannien und den USA verschleppt worden. Das Auswärtige Amt warnte daraufhin vor Reisen ins Niger-Delta. In der Warnung heißt es, erstmals seien nicht nur die Ölfördergebiete, sondern auch die bisher verschonte Hauptstadt von Rivers, Port Harcourt, betroffen.

Im Niger-Delta entführen militante Gruppen immer wieder ausländische Ölarbeiter, um eine stärkere Beteiligung der Bevölkerung an den Ölgewinnen durchzusetzen. Seit dem Beginn des Jahres haben die Entführungen und Angriffe auf Fördereinrichtungen stark zugenommen. Seither wurden mehr als 40 Menschen gekidnappt und allesamt nach wenigen Tagen oder Wochen in Geiselhaft wieder freigelassen.

Nigeria ist weltweit der sechstgrößte Ölexporteur. Mehr als 95 Prozent seiner Devisen bezieht das westafrikanische Land aus dem Ölverkauf. Zugleich lebt ein Großteil der Bevölkerung in extremer Armut.

Die militanten Gruppen fordern neben einer stärkeren Beteiligung der Einheimischen an den Öl-Einnahmen auch Kompensationen für die Umweltzerstörungen durch die Ölförderung. Einzelne Gruppen kämpfen auch für die Unabhängigkeit des ölreichen Niger-Deltas. (tso/ddp/AFP)

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