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Nigeria: Keine Spur von entführtem Deutschen

Einen Tag nach der Entführung eines Deutschen in Nigeria fehlt jede Spur von dem Verschleppten. Männer in Tarnkleidung sollen den Mitarbeiter einer Baufirma sowie seinen Fahrer in der Hafenstadt Port Harcourt entführt haben.

Lagos/Berlin - Den Geländewagen der beiden Entführten habe die Polizei später gefunden, sagte eine Polizeisprecherin. Zunächst bekannte sich niemand zu dem Kidnapping. Am Freitag wurden zudem drei philippinische Ölarbeiter verschleppt, wie ein Sprecher des Ölkonzerns NLNG mitteilte. Die Polizei im nigerianischen Bundesstaat Rivers State erklärte, sie gehe den Hinweisen nach.

Der Deutsche, der in der Erdölförderung tätig ist, sei auf dem Weg zur Arbeit angehalten worden, sagte die Polizeisprecherin weiter. Er und sein Fahrer seien gezwungen worden, in den Wagen der Geiselnehmer zu steigen. Die Polizei rief die Bevölkerung auf, sämtliche Hinweise weiterzugeben, die bei der Suche nach den Verschleppten helfen könnten.

Deutsche Botschaft ist eingeschaltet

Das Auswärtige Amt in Berlin geht nach eigenen Angaben Hinweisen nach einem vermissten deutschen Staatsbürger nach. Die deutsche Botschaft in der nigerianischen Hauptstadt Abuja und die Außenstelle in Lagos seien eingeschaltet, sagte eine Sprecherin. Die Firma Bilfinger Berger erklärte, sie habe Hinweise darauf, dass ein Mitarbeiter des Konzerns im Niger-Delta vermisst werde; weitere Angaben wollte das Unternehmen nicht machen.

Die drei Philippinen wurden in der Nähe der Fabrik für Flüssig-Erdgas in Bonny Island entführt, wie ein Sprecher von NLNG sagte. Wo die Männer festgehalten würden, sei unbekannt; auch habe sich niemand zu der Entführung bekannt. Die Firma versuche aber, die für ihre Freilassung nötigen Kontakte zu knüpfen. An NLNG sind das nigerianische Staatsunternehmen NNPC sowie die Konzerne Royal Dutch/Shell Agip und Totalfina Elf beteiligt. Das milliardenschwere Unternehmen produziert jährlich rund 5,9 Millionen Tonnen Flüssiggas.

Serie von Entführungen in Nigeria

Militante Gruppen wie die Befreiungsbewegung des Niger-Deltas hatten in der Region zuletzt häufig ausländische Ölarbeiter als Geiseln genommen oder Einrichtungen der Ölindustrie angegriffen - meist um soziale Forderungen wie die Schaffung von Arbeitsplätzen durchzusetzen. Seit Januar wurden mehr als dreißig ausländische Arbeiter vorübergehend entführt. Mehr als 25 nigerianische Sicherheitskräfte, die die Ölanlagen und ihre Angestellten schützen sollten, wurden bei Kämpfen mit Bewaffneten getötet.

Als Folge der Angriffe ging die Erdölförderung in den vergangenen Monaten stark zurück. Nigeria ist weltweit der sechsgrößte Ölexporteur. Mehr als 95 Prozent seiner Devisen bezieht das westafrikanische Land aus dem Ölverkauf. Zugleich lebt ein Großteil der Bevölkerung in bitterer Armut.

Nach den jüngsten Entführungen zogen die Weltmarktpreise für Öl am Freitag an. In New York stieg der Preis für ein Barrel der Sorte Light Sweet Crude um 22 Cents auf 75,68 Dollar. In London kostete die Sorte Brent North Sea 77,01 Dollar pro Barrel, das waren 45 Cents mehr als am Vortag.

(tso/AFP)

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