zum Hauptinhalt

Nigeria: Wahl überschattet von Pannen und Gewalt

Begleitet von Gewaltausbrüchen, Verzögerungen und Angst vor Manipulationen ist in Nigeria - dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas - ein neuer Präsident gewählt worden. Erste Ergebnisse werden frühestens am Montag bekannt gegeben.

A Abuja - Die Wahlen hatten erst mit Verspätung begonnen, nachdem neu gedruckte Wahlzettel nicht rechtzeitig hatten ausgeliefert werden können. Am Samstagmorgen scheiterte ein Anschlagversuch auf die Wahlkommission in der Hauptstadt Abuja. Als aussichtsreichster Kandidat unter den 24 Bewerbern galt der vom scheidenden Präsidenten Olusegun Obasanjo unterstützte muslimische Gouverneur des Bundesstaates Katsina, Umaru Yar'Adua (56). Obasanjo (70) trat nach acht Jahren im Amt nicht mehr an. Erste Ergebnisse sollten nach Angaben der Wahlkommission am Montag bekannt gegeben werden.

EU-Wahlbeobachter zeigten sich unmittelbar nach Schließung der Wahllokale äußerst skeptisch über den ordnungsgemäßen Verlauf des Urnengangs. "Bis jetzt ist die Einschätzung ausgesprochen negativ. Ich bin sehr besorgt", sagte der Chef der europäischen Beobachtergruppe, Max van den Berg, in der nordnigerianischen Stadt Kaduna. Die Wahl wurde von insgesamt 500 internationalen Helfern beobachtet.

Wahlbeginn verschoben

Für viele der rund 60 Millionen wahlberechtigten Nigerianer begann der Wahltag zunächst mit Warten: Da in Südafrika neu gedruckte Wahlzettel in dem riesigen Land nicht termingerecht verteilt werden konnten, war am Freitag der Wahlbeginn um zwei Stunden verschoben worden. Vielerorts bildeten sich lange Schlangen. Am Samstagmittag waren die Unterlagen aber noch immer nicht in jedem der landesweit 120.000 Wahllokale angekommen. In Abuja beklagten Wähler, dass nicht genügend Stimmzettel vorhanden seien.

Der erneute Druck der Wahlunterlagen war nötig geworden, nachdem Vizepräsident Atiku Abubakar (60), der zunächst wegen Bestechungsvorwürfen von der Kandidatenliste gestrichen worden war, nach einem Beschluss des Obersten Gerichtes doch noch zur Wahl zugelassen wurde. Er gilt wie auch Ex-Militärmachthaber Muhammadu Buhari (64) zu den chancenreichsten Kandidaten der Opposition. Präsident Obasanjo gab am Nachmittag seinen Stimmzettel ab. "Diese Regierung ist dem Gesetz verpflichtet", sagte er mit Blick auf Vorwürfe der Opposition über Unregelmäßigkeiten und Wählereinschüchterungen.

Attentat auf Wahlkommission gescheitert

Am Morgen war in der Hauptstadt Abuja ein Attentat auf die Nationale Wahlkommission gescheitert. Unbekannte ließen einen mit Zündern versehenen führerlosen Tankwagen auf das Gebäude der Kommission zurollen. Der Wagen verfehlte jedoch sein Ziel und rammte einen Telegrafenmast, ohne zu explodieren.

Im südlichen Bundesstaat Bayelsa hatten Militante bereits am Freitagabend einen Attentatsversuch auf den dortigen Gouverneur verübt. Im nördlichen Bundesstaat Nassarawa wurden Berichten der BBC zufolge am Samstag mehrere Polizisten, die Wahlmaterial begleiteten, überfallen und getötet. Zudem hätten Jugendliche im Bundesstaat Katsina aus Wut über die Verzögerungen bei der Wahl mehrere Hütten in Brand gesteckt. Bereits bei den Gouverneurswahlen eine Woche zuvor war es zu Gewaltausbrüchen mit mehr als 50 Toten und Manipulationsvorwürfen gekommen. (tso/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false