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Politik: Nordengland: Schwere Rassenkrawalle

Die nordenglische Stadt Bradford ist in der Nacht zum Sonntag von den bisher schwersten Rassenkrawallen dieses Sommers in Großbritannien erschüttert worden. Innenminister David Blunkett verurteilte am Sonntag die "mutwillige Gewalt und Zerstörung" und kündigte eine Untersuchung der Vorfälle an.

Die nordenglische Stadt Bradford ist in der Nacht zum Sonntag von den bisher schwersten Rassenkrawallen dieses Sommers in Großbritannien erschüttert worden. Innenminister David Blunkett verurteilte am Sonntag die "mutwillige Gewalt und Zerstörung" und kündigte eine Untersuchung der Vorfälle an. Die Polizei in Bradford sprach von "kriminellen Aktivitäten". Mehr als 120 Polizeibeamte wurden während der achtstündigen Straßenschlachten zwischen asiatisch-stämmigen und weißen Jugendlichen verletzt. Zwei weiße Männer, einer von ihnen ein Polizeibeamter, wurden durch Stichwunden verletzt. Nach jüngsten Angaben der Polizei wurden 36 Personen festgenommen. Polizeichef Greg Wilkinson räumte auf einer Pressekonferenz am Sonntag ein, dass die Beamten von dem Ausmaß der Gewalt überrascht worden waren.

Die teils berittene Polizei wurde mit Feuerwerkskörpern, Brandbomben, Steinen, Flaschen, Baseballschlägern und Hämmern attackiert, sagte Wilkinson. Geschäfte und Autos wurden in Brand gesetzt, Straßenbarrikaden angezündet. Im überwiegend von Asiaten bewohnten Stadtteil Manningham brachen Jugendliche in eine BMW- Ausstellungshalle ein, fuhren mit den Autos davon und steckten sie anschließend in Brand, berichtete die BBC.

Ein Club der regierenden Labour-Partei, in dem sich zu dem Zeitpunkt noch Menschen aufhielten, wurde mit Brandbomben angezündet. Ebenso gingen ein Club der Konservativen, ein Hotel, zahlreiche Geschäfte und Pubs in Flammen auf. Blunkett sagte am Sonntag, für die Gewalt könne es "keine Entschuldigung" geben. Dennoch müssten die Vertreter der ethnischen Gruppen versuchen, die Gründe für den Gewaltausbruch zu erforschen.

Bradford ist nach Oldham und Burnley die dritte Stadt im Nordwesten Englands, in der in diesem Sommer Rassenkrawallen ausgebrochen sind. Das Gewaltpotenzial hatte sich durch den geplanten Marsch der "Nationalen Front" in Bradford aufgebaut. Die rechtsradikale Organisation wollte hier gegen die "Überfremdung" protestieren. Die Kundgebung wurde jedoch vom Innenministerium untersagt.

Dennoch kamen aus ganz Nordengland jugendliche Gegendemonstranten in die Stadt, die den höchsten Anteil muslimischer Einwanderer aus dem indischen Subkontinent hat. Die Krawalle brachen aus, als angetrunkene weiße Jugendliche ihre farbigen Altergenossen anpöbelten und rassistische Beleidigungen grölten.

Die Polizei bekam die Situation erst in den frühen Morgenstunden des Sonntags unter Kontrolle. Bis dahin hatten die Beamten 28 Personen verhaftet. Die Bewohner des vorwiegend pakistanisch-stämmigen Stadtteils Manningham machen auswärtige Randalierer für die Unruhen verantwortlich. Auch die Polizei hätte durch ihr hartes Vorgehen die Situation angeheizt. Doch Mohammed Raziz, der Sprecher der muslimischen Bürger Bradfords, verurteilte scharf die "sinnlose Gewalt. Sie lässt sich durch nichts rechtfertigen und hat Bradford um zehn Jahre zurück geworfen." Bradford ist rund 50 Kilometer von Oldham entfernt, wo sich Ende Mai die schwersten Rassenunruhen im Land sei rund zehn Jahren ereignet hatten. Etwa fünf Prozent der rund 57 Millionen Einwohner Großbritanniens gehören ethnischen Minderheiten an. In Bradford liegt dieser Anteil weit höher.

beb

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