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Politik: Nordirland: Den Krawallen folgen Krawalle

Geschäfte und Büros in Belfast schlossen schon am Nachmittag, die Innenstadt von Portadown war menschenleer, als der protestantische Oranier-Orden mit Straßensperren versuchte, den Verkehr zu ersticken. Der Orden hatte seine Mitglieder in ganz Nordirland aufgefordert, von 16 bis 20 Uhr "friedlich" gegen das Paradenverbot in Portadown zu protestieren.

Geschäfte und Büros in Belfast schlossen schon am Nachmittag, die Innenstadt von Portadown war menschenleer, als der protestantische Oranier-Orden mit Straßensperren versuchte, den Verkehr zu ersticken. Der Orden hatte seine Mitglieder in ganz Nordirland aufgefordert, von 16 bis 20 Uhr "friedlich" gegen das Paradenverbot in Portadown zu protestieren. Erwartungsgemäß schlug die Aktion sofort in Gewaltakte um, zahlreiche Autos wurden gestohlen, um brennende Barrikaden zu errichten. Zusätzlich wurden telefonische Bombenwarnungen benutzt, um Verkehrsadern zu blockieren - ein weiterer Hinweis auf die Verwicklung paramilitärischer Elemente in den Oranierprotest.

In der Stadt Portadown stammte die Bombendrohung angeblich von der "Real IRA", einer republikanischen Splittergruppe, die damit den Oraniern die Arbeit abnahm. Im überwiegend katholischen Westen Nordirlands blieb es bei sporadischen Einzelaktionen, im protestantischen Osten übernahmen jeweils Gruppen von ein- bis zweihundert Demonstranten die Herrschaft über verwaiste Städte und Dörfer. Der ratlose und zerstrittene Orden hatte erwartungsgemäß keinen Massenaufstand mobilisiert, aber sorgfältige Koordination und eine gute Portion Skrupellosigkeit brachten Nordirland zum Stillstand. Der Effekt indessen bleibt beschränkt: Die Feriensaison hat eben begonnen, zahlreiche Familien ergriffen die traditionelle Flucht in die benachbarte Republik vor den protestantischen Paraden.

Vertreter von Wirtschaft und Tourismus beklagten die Kosten der letzten sieben Tage, die Nordirland einmal mehr aus den falschen Gründen in die Schlagzeilen brachte. Der allgegenwärtige Sprecher der Oranier von Portadown, David Jones, äußerte sich vollauf befriedigt mit den ersten Ergebnissen seines Aufrufs und mochte sich nicht von den gewalttätigen Mitteln der Demonstranten distanzieren. Er kündigte weitere Proteste an.

Doch der britische Nordirlandminister Peter Mandelson verkündete den Tarif gleich vorweg: Der bereits angeschlagene Ruf des Ordens stehe auf dem Spiel, und Gewalt werde die Oranier gewiss nicht ins Katholikenviertel von Portadown bringen. Der Orden müsse sich umgehend von den Krawallen distanzieren.

Martin Alioth

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