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Nordirland: Katholiken und Protestanten einigen sich auf Regierungsbildung

Die Chefs der beiden größten nordirischen Parteien, Gerry Adams und Ian Paisley, haben sich auf ein Datum für die Bildung einer gemeinsamen Regierung geeinigt.

Belfast - "Ian Paisley verpflichtet sich unmissverständlich und verbindlich zu einer Machtteilung am 8. Mai" heißt es in einem Entwurf zu der gemeinsamen Erklärung von Paisley und Adams, die vorab verbreitet wurde. Wenige Stunden vor dem Ablauf des Ultimatums, nach dem Nordirland wieder unter britische Direktverwaltung gefallen wäre, wurde damit eine Einigung erzielt.

Die Uralt-Feinde, der 80-jährige Protestantenführer Ian Paisley und der 58-jährige Sinn-Fein-Chef Gerry Adams, wollen nun schaffen, was ihnen Jahrzehnte nicht gelang - ein einträchtiges politisches Zusammenwirken für das Wohl Nordirlands.

Hardliner Paisley ließ Kurswechsel erkennen

Ian Paisley war Jahrzehnte das Inbild der Kompromisslosigkeit der protestantischen Unionisten. Als Chef der Unionisten-Partei DUP, die er 1970 selbst gründete, lehnte Paisley jedes Zugeständnis an die nach Unabhängigkeit von Großbritannien strebenden Katholiken ab. Jede Kooperation mit Katholiken verfluchte er als "Pakt mit dem Teufel", gemäßigte Protestanten beschimpfte Paisley als "Verräter". Als das Karfreitagsabkommen 1998 den Weg für ein nordirisches Parlament freimachte, stellte er sich quer. Der protestantische Geistliche hat eine treue Anhängerschaft, die ihn 1970 als Abgeordneten ins britische und 1979 ins Europaparlament wählte, dem er 25 Jahre angehörte.

Doch zuletzt wurde Paisley in seiner Wortwahl ein bisschen zurückhaltender und in der Sache kompromissbereiter. Nach der Wahl vom 7. März, aus der die DUP als stärkste Kraft hervorging, möchte der 80-Jährige offenbar als neuer Regierungschef von Nordirland und damit am Ende als Versöhner in die Geschichtsbücher eingehen. Dafür will er nun bis zum 8. Mai mit den einstigen Erzfeinden von der Sinn Fein, dem politischen Arm der irisch-republikanischen Untergrundbewegung IRA, einen tragfähigen Kompromiss finden.

Adams unterzeichnete Karfreitagsabkommen

Gerry Adams ist seit 1983 der unangefochtene Führer der Sinn Fein. Der 58-Jährige wurde Anfang der 70er Jahre wegen angeblicher Zugehörigkeit zur Untergrundorganisation IRA von den Briten interniert und verbrachte insgesamt vier Jahre in Haft. 1998 unterzeichnete der Mann mit dem Vollbart und der runden Brille das Karfreitagsabkommen und forderte im April 2005 in einem einzigartigen Schritt die IRA auf, der Gewalt abzuschwören. Er habe den Kampf der IRA in drei Jahrzehnten unterstützt, weil er keine andere Möglichkeit gesehen habe, "der Unterdrückung zu begegnen", sagte er damals. Jetzt solle alles getan werden, "damit niemand mehr durch den Konflikt in unserem Land sterben muss".

Als seine Partei im Januar den Weg für eine Regierung mit den Protestanten freimachte, indem sie der nordirischen Polizei die Unterstützung aussprach, gingen bei Adams Morddrohungen ein. Doch er ließ sich vom Weg der Versöhnung nun nicht mehr abbringen. Es wäre jedoch eine neuerliche Überraschung, würde sich der Sinn-Fein-Chef persönlich in die künftige Regierung Nordirlands einbinden lassen. Diese Rolle dürfte nach allem, was in den vergangenen Monaten durchsickerte, eher seinem Weggefährten Martin McGuinness zufallen, der einst IRA-Chef war und nun in der Sinn Fein die Nummer Zwei ist. (tso/AFP)

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