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Einer seiner letzten Auftritte. Kim Jong Un im August.

© dpa

Nordkorea: Machthaber Kim Jong Un zeigt sich wieder der Öffentlichkeit

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat eine eine neugebaute Wohnanlage besichtigt - das war sein erster öffentlicher Auftritt seit Wochen.

Erstmals seit Anfang September ist Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un wieder in der Öffentlichkeit aufgetreten. Kim habe eine neugebaute Wohnanlage besichtigt, berichtete die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA am Dienstag. Kims Fernbleiben von wichtigen politischen Terminen in Nordkorea hatte zu Spekulationen über seine Gesundheit oder einen Machtkampf in Pjöngjang geführt. Die Parteizeitung "Rodong Sinmun" zeigte Bilder eines in Schwarz gekleideten Machthabers, der sich lächelnd auf einen Gehstock stützte.

Der rund 30-jährige Kim war zuletzt Anfang September in der Öffentlichkeit gesehen worden, als er mit seiner Frau ein Konzert in Pjöngjang besuchte. Zwar kam es in der Vergangenheit öfter vor, dass sich nordkoreanische Staatschefs länger nicht in der Öffentlichkeit zeigten. Für Kim, der auch wichtigen politischen Treffen fernblieb, war das aber ungewöhnlich, da er sich zuvor beinahe täglich gezeigt hatte. Seine lange Abwesenheit hatte daher Gerüchte befeuert, Kim sei schwer krank oder gar entmachtet worden.

KCNA berichtete nun am Dienstag, Kim habe ein Wissenschaftsinstitut und eine Wohnanlage besichtigt, die für Forscher gebaut worden sei, die am Satellitenprogramm des Landes arbeiten. Er habe sich "äußerst zufrieden" gezeigt. Die mit bunten Kacheln dekorierten Außenwände der Häuser seien "wunderschön", sagte Kim demnach. Das Staatsmedium verlor weder ein Wort über den Gesundheitszustand des Machthabers noch über dessen lange Abwesenheit. Es blieb außerdem unklar, wann er den Gebäudekomplex besuchte, üblicherweise veröffentlicht KCNA derlei Meldungen aber am Tag danach.

Auf den Bildern in der "Rodong Sinmun" war ein lächelnder Kim zu sehen, der von hohen Parteivertretern umringt war, darunter Hwang Pyong So, die faktische Nummer zwei in der nordkoreanischen Staatshierarchie. Kim stützte sich auf einen schwarzen Stock. Auf einem Bild war er zudem auf einer Couch sitzend zu sehen, wie er zu seinen Begleitern sprach, die sich Notizen machten.

Kim gilt als starker Raucher, außerdem nahm er jüngst deutlich an Gewicht zu. Der junge Staatschef soll unter anderem an Gicht, Diabetes und Bluthochdruck leiden. Nordkorea selbst nahm kürzlich nur vage zu Kims Gesundheit Stellung, als das Staatsfernsehen in einem Bericht Ende September von "Unwohlsein" sprach. Der Bericht zeigte Kim zudem hinkend bei einem Fabrikbesuch.

"Es ist noch immer nicht klar, ob er sich von seinem angeblichen 'Unwohlsein' erholt hat oder wie schwerwiegend das war", sagte der Nordkorea-Experte Kim Yeon Chul von der südkoreanischen Universität in Inje. Wichtig sei Pjöngjang aber offenbar gewesen, der internationalen Öffentlichkeit zu zeigen, dass Kim das Land weiter normal regiere. Andere Experten halten das wochenlange Schweigen für eine Taktik, um international im Gespräch zu bleiben.

Der Nordkorea-Spezialist John Delury von der Yonsei Universität in Seoul mutmaßte, da Kim offenkundig nicht unheilbar krank sei, dürften die Behörden es so aussehen lassen, als habe sich der Machthaber verletzt, "als er für das Land und das Volk" im Einsatz war. Kim hatte die Macht in dem streng abgeschotteten kommunistischen Land nach dem Tod seines Vaters Kim Jong Il im Dezember 2011 übernommen. (AFP)

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