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Corona-Warn-App in Australien

© Alexander Britton/PA Wire/dpa

Notbremsung bei der Corona-App: Gerade noch die Kurve gekriegt

Bei der geplanten Corona-App gibt es jetzt keine zentralistische Lösung. Die massiven Proteste haben sich gelohnt. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Oliver Voß

Gerade noch rechtzeitig hat die Bundesregierung bei der Corona-App die Kurve bekommen. Lange hatte sie sich auf ein Konzept festgelegt, bei dem die Informationen, ob sich jemand in der Nähe von Infizierten aufgehalten hat, von einem zentralen Server verwaltet werden sollten.

Davon erhoffte sich die Politik bessere Daten über die weitere Entwicklung der Pandemie.

Wahrscheinlich hätte man solche Informationen sogar datenschutzkonform auf einem Zentralrechner des Robert-Koch-Instituts verarbeiten können. Doch die Verlockung, dann weitere Funktionen damit zu verknüpfen wäre groß gewesen; der Landkreistag hat schon die Namen aller Kontaktpersonen und weitere Details gefordert.

Wohin das führen kann sieht man in asiatischen Ländern, wo auch die Quarantäneüberwachung per App erfolgt. Das Smartphone ist dort Seuchenpass und elektronische Fußfessel. Insofern war die Debatte um die Form der Datenspeicherung weder „Nerd-Gezänk“ noch „Glaubenskrieg“, sondern eine Systemfrage die darüber entscheidet, wie vertrauenswürdig die App im Kern ist.

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Durch Intransparenz, Sturheit und chaotische Kommunikation hatten Politik und die bisherigen Entwickler die Unterstützung von Datenschützern und Digitalexperten verspielt. Die App hätte keine Chance gehabt, denn 60 Prozent der Bürger müssen sie herunterladen, damit genug Infektionsketten registriert und unterbrochen werden können.

Apple und Google sind hart geblieben

Erst nach massivem Protest haben das auch Jens Spahn und Kanzleramtschef Helge Braun erkannt. Zumal auch Apple und Google hart geblieben sind und zentralistische Lösungen trotz politischen Drucks technisch nicht unterstützen wollten.

Man kann den Smartphone-Duopolisten abnehmen, dass sie alle Identifikations- und Verfolgungsmöglichkeiten unterbinden und auch den eigenen Datenhunger zügeln wollen. So kann niemand die Corona-App missbrauchen – selbst für einen vermeintlich guten Zweck nicht. Und wir können sie getrost installieren, wenn sie denn in einigen Wochen fertig ist.

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