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© ddp

NPD: Rechts ins Aus geschossen

NPD-Funktionäre stehen wegen Rassismus vor Gericht. In einem "WM-Planer" der Partei wurde laut Anklage der dunkelhäutige Fußballer Patrick Owomoyela diskriminiert.

Von Frank Jansen

Die Verteidiger geben sich beinhart, bis hin zum Befangenheitsantrag gegen die Richterin, die Angeklagten jedoch bleiben wortkarg. Der sonst gern deklamierende NPD-Chef Udo Voigt macht nur minimale Angaben zur Person, sein Einkommen will er schon nicht mehr nennen. Und zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft schweigt er auch. Voigt und die Mitangeklagten NPD-Vorständler Frank Schwerdt und Klaus Beier haben am Dienstag trotz des Medienrummels darauf verzichtet, den Prozess am Amtsgericht Berlin-Tiergarten als politische Bühne zu nutzen. Offenbar halten es die drei Rechtsextremisten für absurd, sich überhaupt für den WM-Planer der NPD rechtfertigen zu sollen, in dem laut Anklage der dunkelhäutige Fußballer Patrick Owomoyela rassistisch diskriminiert wurde.

Mit dem WM-Planer zur Fußballweltmeisterschaft 2006 sollte „zum Ausdruck gebracht werden, dass eine Bevölkerungsgruppe aufgrund ihrer Herkunft und Hautfarbe das Recht aberkannt werden soll, Deutschland als Nationalspieler zu repräsentieren“, trägt Oberstaatsanwalt Jörg Raupach zu Prozessbeginn vor. In dem Faltblatt prangte die Parole „Weiß – Nicht nur eine Trikot-Farbe! Für eine echte NATIONALmannschaft!“ Dazu wurde ein Trikot mit der Nummer 25 so präsentiert, dass die Stoßrichtung des Planers, der auch im Internet verbreitet wurde, kaum falsch zu verstehen war. Owomoyela, der zum erweiterten WM-Kader der Nationalmannschaft zählte, trug dort die Nummer 25. Und er wehrte sich, ebenso der Deutsche Fußball-Bund. Sie erwirkten eine einstweilige Verfügung, die Polizei beschlagnahmte bei der NPD 70 000 WM-Planer.

Der WM-Planer „war ganz klar gegen meine Hautfarbe gerichtet“, sagt der bei Borussia Dortmund spielende Owomoyela als Zeuge im Amtsgericht. Er habe sich „sofort angegriffen gefühlt“. Owomoyela beklagt, nach dem Erscheinen des WM-Planers der NPD sei er in E-Mails und Fanpost weiter rassistisch beleidigt worden. „Ich wurde aufgefordert, das Land zu verlassen“, sagt der Fußballer. Außerdem sei ihm geschrieben worden, „dass Menschen mit meiner Hautfarbe nichts in der Nationalmannschaft zu suchen haben“. Im Prozess tritt Owomoyela auch als Nebenkläger auf, unterstützt vom DFB.

Als die NPD nach der Beschlagnahme des WM-Planers mit einer zweiten, geänderten Ausgabe nachlegte, in der eine drohende Überfremdung der Nationalmannschaft behauptet wurde, stellte der DFB wieder einen Strafantrag. Die Staatsanwaltschaft spricht von Volksverhetzung in zwei Fällen, beim ersten WM-Planer sei zudem Owomoyela beleidigt worden. Eine Verurteilung wäre für die drei Spitzenfunktionäre der NPD gerade im Superwahljahr ziemlich unangenehm. Voigt und Beier, beide bislang nicht vorbestraft, präsentieren sich dem Wahlvolk mit Vorliebe als unbescholtene, saubere Deutsche. Bei Schwerdt, der in Thüringen bei den Landtagswahlen für die NPD antritt, ist das schon schwieriger. Der Diplomingenieur wurde in den 90er Jahren in Berlin zweimal zu Haftstrafen verurteilt, es ging um Volksverhetzung und Verherrlichung von Gewalt. Der Prozess wird am 7. April fortgesetzt. Frank Jansen

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