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Norbert Röttgen

© dpa

NRW-Neuwahl: Norbert Röttgen legt sich nicht auf Düsseldorf fest

Der CDU-Spitzenkandidat Norbert Röttgen will sich nicht festlegen, ob er auch nach einer möglichen Wahlniederlage in Düsseldorf bleibt. Dabei gibt es mahnende Beispiele.

Von Robert Birnbaum

Berlin - Es gibt Fragen, auf die Norbert Röttgen sehr klare Antworten hat, und es gibt andere. Dass er als Bundesumweltminister trotzdem an der Spitze der CDU in Nordrhein-Westfalen wahlkämpfen kann, ist für Röttgen zum Beispiel eine klare Sache: „Man kann es für eine kompakte Zeit gut organisieren“, sagt er am Donnerstag. Weit weniger präzise werden seine Auskünfte, wenn die Rede auf die Zeit danach kommt. Ob er auch als Oppositionsführer nach Düsseldorf gehen würde? Er trete als Bewerber für das Amt des Ministerpräsidenten an, sagt Röttgen – „und ich trete nicht an, um Oppositionsführer zu werden“.

Man muss so was vermutlich sagen als frischgebackener Wahlkämpfer. Röttgens Problem ist nur, dass seine Aussichten recht überschaubar sind, demnächst sein Heimatland zu regieren. Die Frage nach der Rückfahrkarte ins Bundeskabinett stellt sich viel eher. In der eigenen Partei herrschen ernste Zweifel, ob er sich die Entscheidung bis zum Wahltag offenhalten kann. Die CDU an Rhein und Ruhr, sagt einer aus der Bundesspitze, habe eine reelle Chance, stärkste Partei zu werden. Nur von dieser Basis aus bestehe auch eine schwache Möglichkeit, Rot- Grün noch zu verhindern. Dafür sei aber ein „optimaler Wahlkampf“ nötig – und da wäre es schon besser, wenn Röttgen den Konkurrenten keine offene Flanke in Sachen Heimattreue böte.

Die Konkurrenten, sie haben die Flanke längst entdeckt. Inhaltlich sind die Röttgen-CDU und ihr Spitzenkandidat für SPD und Grüne nicht leicht zu packen – seit sich die Landes-CDU auf den „Schulfrieden“ mit der Landesregierung unter Hannelore Kraft eingelassen hat, ist auch dieses traditionelle Konfliktthema befriedet. Aber ein Spitzenkandidat, der nur mal für 60 Wahlkampftage einschwebt und sich danach weiter seiner Bundeskarriere widmet – das ist ein Angriffspunkt. Der Mann glaube ja offenbar selbst nicht daran, Ministerpräsident zu werden, ätzt SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann in Berlin: „Er muss sich jetzt zwischen Berlin und Düsseldorf entscheiden.“

Das glauben auch Christdemokraten aus NRW. „Die eigene CDU wird von ihm eine Entscheidung verlangen“, vermutet einer. Dabei spielt die Erinnerung an 1990 eine Rolle. Damals trat Norbert Blüm gegen Johannes Rau an. Dass der populäre Bundesminister gegen den nicht minder populären Ministerpräsidenten verlor, schoben viele damals auch darauf, dass Blüm mit Rückkehroption nach Bonn angetreten war.

Dass Röttgen die Festlegung scheut, ist allerdings verständlich. Wenn aus der Macht am Rhein nichts wird, ist der Stuhl des Umweltministers allemal die bessere Basis für einen 46-Jährigen mit Ambitionen als die harte Oppositionsbank im Landesparlament. Auch ist nicht jeder Ratschlag aus den eigenen Reihen uneigennützig. „Es hilft unserer Sache nicht, wenn man Wahlen halbherzig angeht“, mahnt etwa der CDU-Wirtschaftspolitiker Joachim Pfeiffer. Der Baden-Württemberger war noch nie ein Freund der Energiewende. Nichts käme ihm gelegener als ein Röttgen weitab in Düsseldorf.

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