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Archivbild. Angela Merkel und Freiherr zu Guttenberg in gemeinsamen Kabinettstagen. Das aktuelle Treffen ergab keine allgemein zugänglichen Bilder – was einiges besagt.

© dpa

NSA-Affäre: Zu Guttenberg zur Plauderstunde im Kanzleramt

Karl-Theodor zu Guttenberg ist in Deutschland und er trifft die Kanzlerin. Das Treffen ist konspirativ, es gibt nicht einmal Bilder davon. Worum es in dem Gespräch ging? Darüber kann man nur spekulieren.

Von Robert Birnbaum

Die wichtigste Neuigkeit zuerst: ER trägt wieder Brille! Jedenfalls hat ER sie am Montag getragen, der Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, als er im Kanzleramt vorfuhr. Mindestens zwei Fotografen im Auftrag der „Bild“-Zeitung waren zugegen, um das Ereignis im Bild festzuhalten. Der Ex-Minister und Ex- Hoffnungsträger besucht die Ex-Chefin – das reicht zwischen NSA-Spähaffäre und Koalitionsverhandlungen immer noch für ein gelindes Aufsehen.

Ein „Geheimtreffen“ ist es allerdings im strengen Sinne nicht gewesen, was sich erstens schon aus der Existenz der Fotos ergibt und zweitens aus der Tatsache, dass der Gast aus Amerika ganz normal in Angela Merkels Kanzlerin-Terminkalender notiert war. Den können zwar nicht alle im Kanzleramt einsehen, aber doch recht viele. Auch über die Wortwahl mancher Berichte, Merkel habe sich mit Guttenberg „beraten“, können sie dort nur kichern – als habe es sich um eine offizielle Begegnung zwischen der Kanzlerin und dem „Senior Fellow“ am „Center for Strategic International Studies“ in Washington gehandelt.

Tatsächlich fällt die kurze Visite wohl eher unter das freundliche Angebot an den seinerzeit Gescheiterten, dass man doch in Kontakt bleiben solle. Merkel trifft sich ja ohne viel Aufhebens auch mit anderen Ehemaligen, die sie anregend findet. Was nicht heißt, dass Guttenberg nicht aktuell ein besonders interessanter Gast war. Das deutsch-amerikanische Verhältnis ist durch die Handy-Affäre ernsthaft belastet, das Hin und Her um eine Befragung Edward Snowdens droht die Atmosphäre weiter zu trüben.

Wer aus Merkels Stab also in Washington jemanden kennt, der sich dort gut auskennt, horcht schon aus Neugier dieser Tage gerne mal nach der Stimmung in der US-Hauptstadt. Und weil sich Guttenberg dort unstreitig gut auskennt, ist es nur naheliegend, auch ihn nach seiner Einschätzung zu fragen.

Nicht ganz so naheliegend ist hingegen bei nüchterner Betrachtung die Spekulation, der Termin stehe irgendwie in Zusammenhang mit den gerade laufenden Koalitionsverhandlungen oder gar der nachfolgenden Kabinettsbildung. Weil aber natürlich doch jemand nachfragt, muss der Regierungssprecher versichern: „Diese Frage steht nicht an.“

Tatsächlich ist der letzte bekannte Versuch, den einstigen Publikumsliebling zu einem Comeback in der Heimat zu bewegen, schon ein wenig länger her. Im Oktober 2012 versicherte CSU-Chef Horst Seehofer nicht nur einem CSU-Parteitag, er wolle Guttenberg zurück in die „erste Reihe“ der bayerischen Politik holen – zeitgleich traf sich auch sein Vize Christian Schmidt mit seinem Ex-Minister, der gerade in München bei einer Tagung war.

Der Freiherr lehnte aber dankend ab, als CSU-Maskottchen von Seehofers Gnaden durch den Wahlkampf zu ziehen. Seit der CSU-Chef auch ohne diese Hilfe die absolute Mehrheit zurückgeholt hat, ist von einer Rückholaktion nicht mehr die Rede gewesen. In der CSU herrscht ja auch kein Mangel an Politikern, die sich selbst im besten Ministeralter sehen.

Nur eins ist ein bisschen verdächtig: die Brille. Guttenberg hatte die kreisrunden Intellektuellen-Gläser getragen, seit er in die Politik gegangen war. Frisch in den USA angekommen, fehlten sie plötzlich – eine „reizende indische Ärztin“ habe ihm eröffnet, dass er gar keine brauche. Jetzt sitzt das schmalgeränderte Glas wieder auf der Nase. Was bloß will es uns dort diesmal sagen?

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