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Ein Polizist sichert am 9. April 2004 in Köln die Spuren einer Explosion in der Keupstraße, wo bei einem Nagelbombenanschlag 22 Menschen verletzt worden waren. Der Vorsitzendes des NSU-Ausschusses Clemens Binninger geht davon aus, dass die rechtsterroristische Gruppe NSU Mittäter hatte.

© Federico Gambarini/dpa

NSU-Mordserie: Binninger glaubt an mehr als nur drei NSU-Täter

Der Vorsitzende des NSU-Ausschusses Clemens Binninger sieht "eine Reihe von Indizien", dass der rechtsextremen Gruppe mehr Mitglieder als bislang bekannt angehörten.

Der Vorsitzende des NSU-Untersuchungsausschusses im Bundestag, Clemens Binninger (CDU), vermutet, dass der rechtsextremen Gruppe mehr Mitglieder als bislang bekannt angehört haben. Er sei "zutiefst davon überzeugt", dass der NSU nicht nur aus drei Leuten bestanden habe und dass es neben angeklagten Helfern und Unterstützern auch Mittäter gegeben habe, sagte Binninger der "Frankfurter Rundschau".

Dem Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) werden zehn Morde zugerechnet. Aufgeflogen war die rechtsextreme Gruppe erst nach dem Tod der beiden mutmaßlichen Mitglieder Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt im Jahr 2011. Das mutmaßliche dritte Mitglied Beate Zschäpe steht derzeit in München vor Gericht. Vermutungen, wonach es weitere Mitglieder gegeben haben könnte, erhärteten sich bislang nicht.

Binninger sagte nun, er teile die Auffassung der Bundesanwaltschaft nicht, "dass alle 27 Straftaten - zehn Morde, zwei Sprengstoffanschläge, 15 Banküberfälle - nur von den beiden Männern begangenen wurden". Es gebe eine "Reihe von Indizien", die darauf deuteten, "dass es Mittäter vor Ort gegeben hat, die geholfen oder ausgespäht haben". Neben den Helfern und Unterstützern, die angeklagt seien, weil sie Wohnungen, Handys, Waffen beschafft hätten, habe es seiner Überzeugung nach auch Mittäter gegeben.

Der CDU-Politiker sagte, er habe die Sorge, "dass man sich sehr früh auf eine Hypothese festgelegt hat, nämlich dass das drei Leute waren". Der Untersuchungsausschuss des Bundestages setzt am Donnerstag unter Vorsitz Binningers seine Arbeit fort.

Binninger forderte die Ermittler dazu auf, sich um DNA-Proben aus dem Kreis möglicher Unterstützer zu bemühen, um diese mit den an Tatorten gefundenen Spuren abgleichen zu können. Bislang lägen aus einem potenziellen Unterstützerkreis von rund 100 Personen nur von 19 Verdächtigten DNA-Proben vor. „Von 81 Personen wurden keine DNA-Proben genommen. Es ist klar: Nur Beschuldigte können gezwungen werden, eine DNA-Probe abzugeben. Aber man muss die restlichen Personen doch wenigstens fragen, ob sie es freiwillig tun“, sagte Binninger der Zeitung. (AFP/dpa)

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