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Die Angeklagte Beate Zschäpe (Mitte) am Donnerstag im Gerichtssaal des Oberlandesgerichts in München inmitten ihrer Anwälte Anja Sturm und Wolfgang Heer.

© Reuters

NSU-Prozess 156. Tag: Hatte die Terrorzelle Unterstützer in Dortmund?

Die militante Szene in Dortmund könnte die Terrorzelle NSU im Jahr 2006 unterstützt haben. Diesen Verdacht äußerten mehrere Opferanwälte am Donnerstag im NSU-Prozess in München.

Von Frank Jansen

Die Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ wurde möglicherweise von Neonazis aus der militanten Szene in Dortmund unterstützt. Den Verdacht haben am Donnerstag mehrere Opferanwälte im NSU-Prozess am Oberlandesgericht München geäußert. Sie stellten umfangreiche Beweisanträge mit  Indizien für Kontakte zwischen den aus Thüringen stammenden Terroristen und Rechtsextremisten aus Dortmund. In der Stadt hatten die NSU-Mörder Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt am 4. April 2006 den türkischstämmigen Mehmet Kubasik in seinem Kiosk erschossen. Die Anwälte vertreten die Nebenklage der Familie Kubasik.

Sie dringen in einem Beweisantrag auf die Ladung eines ehemaligen Mitglieds der Dortmunder Szene als Zeuge im NSU-Prozess. Sebastian S., der auch V-Mann des Verfassungsschutzes gewesen sein soll, hatte am 13. Dezember 2011, keine sechs Wochen nach dem Ende der Terrorzelle, bei der Dortmunder Polizei Angaben zu zwei Waffen des NSU gemacht. Mit einer Pistole schossen Mundlos und Böhnhardt bei zwei der neun Mordanschläge auf Migranten. Die andere Waffe kam bei der Tötung der Polizistin Michèle Kiesewetter in Heilbronn zum Einsatz.

Die Details entdeckten die Anwälte bei längeren Recherchen, unter anderem in Ermittlungsakten. So fanden sie auch heraus, dass Sebastian S. vom heutigen Brieffreund der Hauptangeklagten Beate Zschäpe, dem aus Dortmund stammenden und in Bielefeld inhaftierten Robin S., der Anstiftung zu einem Raubüberfall beschuldigt wurde. Robin S. hatte im Februar 2007 in einem Dortmunder Geschäft einen tunesischen Kunden angeschossen. Laut Robin S. soll Sebastian S. die Tatwaffe beschafft haben.

In den  Beweisanträgen steht auch,  dass Sebastian S., Robin S. und der Sänger der Neonazi-Band „Oidoxie“, Marko G., in Dortmund eine militante Gruppe nach dem Vorbild der britischen Terrorvereinigung „Combat 18“ aufgebaut haben sollen. Die Gruppe soll von 2005 bis 2006 existiert und sich in Belgien Waffen verschafft haben. Die Anwälte vermuten, die Neonazis hätten dem NSU geholfen, Kubasik und andere Migranten für ein Attentat auszuspähen. Das „Trio“ habe über auffällig viele Notizen zu Dortmund verfügt, heißt in einem Beweisantrag. Marko G. soll nun nach dem Willen der Nebenkläger ebenfalls als Zeuge geladen werden.

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