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Ein Atompilz steigt 1951 nach der Explosion einer Atombombe über dem Testgelände in der Wüste von Nevada auf.

© dpa

Nuklearbomben: Die Welt der Atomwaffen

Welche Länder hatten Atomwaffen? Welche wollen sie heute? Wie groß ist das weltweite atomare Potenzial und wie steht es um die Abrüstung? Alles Wissenswerte zur Atombombe.

Ehemalige Atommächte

Vier Länder haben offiziell und freiwillig auf Atomwaffen verzichtet. Weißrussland, Kasachstan und die Ukraine hatten Arsenale aus Sowjetzeiten geerbt. Die Ukraine verfügte in den 90er Jahren über das drittgrößte Atomwaffendepot der Welt - die letzte Nuklearbombe wurde 2001 zerstört.

Ein anderer Fall ist Südafrika: Dort strebte das Apartheid-Regime nach der Bombe und baute diese schließlich auch. Als sich das Ende des Regimes und der Siegeszug Nelson Mandelas abzeichneten, wurden sämtliche Atomwaffen vernichtet, auch auf internationalen Druck hin - die Nato fürchtete den revolutionär-kommunistische ANC.

Zahlreiche Staaten strebten zwischenzeitlich nach Atomwaffen, ließen dann aber von diesem Vorhaben ab, Argentinien, Brasilien und sogar die neutrale Schweiz sind darunter, aber auch das ehemalige Gaddafi-Land Lybien. Vor allem im Zusammenhang mit der atomaren Rüstung Israels standen auch Ägypten und Syrien immer wieder unter Verdacht, die Bombe haben zu wollen.

Potenzielle Atommächte

Auch Deutschland ist eine Atommacht – zumindest zum Teil. Genauso wie in Belgien, den Niederlanden, in Italien und der Türkei gilt hierzulande das „Zweischlüssel-Abkommen“ der Nato aus den Zeiten des Kalten Krieges, besser bekannt als „Nukleare Teilhabe“. Die Teilnehmerländer werden – falls sie betroffen sind und es für militärisch sinnvoll gehalten wird – in die Planung des Einsatzes US-amerikanischer Atomwaffen von ihrem Territorium aus einbezogen und stellen für diesen die technische Infrastruktur.

Das letzte Wort behalten allerdings die USA. Die Atomare Teilhabe ist nicht die einzige Möglichkeit, unter den Atomschild der USA zu schlüpfen: Japan genießt ganz offiziell diesen Schutz, obwohl dort keine Sprengköpfe auf ihren Abschuss warten. In Deutschland werden aktuell noch circa 20 US-amerikanische Atomwaffen gelagert, früher lag diese Zahl deutlich höher, über einen vollständigen Abzug wird immer wieder ergebnislos diskutiert. In der ehemaligen DDR lagerten noch bis 1991 einsatzbereite sowjetische Nuklearwaffen. Bei den Staaten, die momentan nach der Bombe streben sollen, wird immer wieder der Iran genannt. Jedoch können auch andere Länder Uran anreichern, beispielsweise Argentinien, Brasilien, Japan und die Niederlande.

Die Gruppe der sogenannten „Nuklearen Lieferländer“ besteht aus 46 Staaten, auch Deutschland ist darunter. Diese Staaten handeln mit nuklearer Technologie oder den nötigen Materialien und Rohstoffen, allerdings ohne die Verbreitung von Atomwaffen an sich zu betreiben. Sie treffen sich immer wieder zu Konferenzen, bei denen offiziell die friedliche Nutzung der Kernenergie diskutiert wird.

Sprengköpfe und Waffentests

Insgesamt verfügen neun Staaten über ein Arsenal von mindestens 21 500 Sprengköpfen. Allerdings darf diese Zahl nicht mit der tatsächlich für einen Einsatz zur Verfügung stehenden Menge an Atomwaffen verwechselt werden, diese ist wesentlich kleiner. Auch ist ein Großteil der aktuell noch theoretisch zum Einsatz geeigneten Nuklearwaffen veraltet oder vertraglich zur Vernichtung bestimmt. So einigten sich Russland und die USA auf eine Abrüstung auf je 1550 strategische nukleare Sprengköpfe und etwa halb so viele Trägersysteme pro Land.

Während des Kalten Krieges besaßen die USA und die Sowjetunion jeweils weit mehr als 30 000 Atomwaffen. Seit dem ersten Test der USA 1945 wurden Nuklearwaffen insgesamt über 2000 Mal getestet. Heute geschieht dies vor allem per Computersimulation, da genügend Daten aus diesen Probeläufen zur Verfügung stehen. Nordkorea machte jedoch auch in den letzten Jahren mit realen Tests Schlagzeilen.

Die stärkste je gezündete Waffe in der Geschichte

Die "Zar-Bombe" war die stärkste je gezündete Waffe in der Geschichte. Sie detonierte mit über 50 Megatonnen 1961 über der sowjetischen Insel "Novaja Semilja" und war damit 4000 Mal so zerstörerisch wie die Hiroshima-Bombe "Little Boy". Gebaut wurde das 27-Tonnen-Schwergewicht vom Sowjetregime zur Machtdemonstration. Für ihren einmaligen Abwurf musste das größte Flugzeug der Welt umgebaut werden. Nach der Explosion umrundete die Druckwelle dreimal die Erde.

Die US-Bombe "Ivy King" sieht zwar gefährlich aus, ist aber mit der "Zar-Bombe", der stärksten je gezündeten Waffe der Geschichte, nicht vergleichbar. Die kleine Atomwaffe mit "nur" 500 Kilotonnen Sprengkraft wurde 1952 auf einem Atoll im Pazifik gezündet. Die im Silo steckende 9-Megatonnen Bombe ist heute eine Touristen-Attraktion im Green Valley, Arizona, USA. Ursprünglich war sie auf die Sowjetunion gerichtet und wäre mit 17 000 Meilen pro Stunde unterwegs gewesen.
Die US-Bombe "Ivy King" sieht zwar gefährlich aus, ist aber mit der "Zar-Bombe", der stärksten je gezündeten Waffe der Geschichte, nicht vergleichbar. Die kleine Atomwaffe mit "nur" 500 Kilotonnen Sprengkraft wurde 1952 auf einem Atoll im Pazifik gezündet. Die im Silo steckende 9-Megatonnen Bombe ist heute eine Touristen-Attraktion im Green Valley, Arizona, USA. Ursprünglich war sie auf die Sowjetunion gerichtet und wäre mit 17 000 Meilen pro Stunde unterwegs gewesen.

© JEFF TOPPING /The New York Times

Während von diesem Unikat keine Gefahr mehr ausgeht, gibt es heute noch mehrere Bomben, die als "verschollen" gelten. Die US-Armee bestätigt elf Fälle, Kritiker glauben an eine höhere Zahl. In dem Film "Operation: Broken Arrow" spielt Hollywood auf diese Fälle an: John Travolta und Christian Slater unterhalten sich darüber, dass so viele Atomwaffen verschwinden, dass es sogar ein Begriff für diese Verlust gibt. Broken Arrow.

Abrüstung und Kontrolle

Das wichtigste globale Abkommen ist der 1968 ausgehandelte Atomwaffensperrvertrag. Dieser verbietet die Weitergabe von Kernwaffen an Staaten, welche die Bombe nicht besitzen. Nach und nach wurde er von den meisten Ländern ratifiziert, allerdings trat Nordkorea 2003 wieder aus. Die Atommächte Indien, Pakistan und Israel verweigern die Unterzeichnung. Bedeutend ist auch das Teststoppabkommen, welches ein Verbot der Zündung von Nuklearwaffen im Wasser, im All und in der Atmosphäre festschreibt.

Ansonsten ist die Geschichte der atomaren Abrüstung vor allem eine zwischen den USA auf der einen Seite und der ehemaligen Sowjetunion und dem heutigen Russland auf der anderen. Nachdem die Kontrahenten des Kalten Krieges sich mit Begrenzungen bis 1990 schwergetan hatten – eine Ausnahme war der ABM-Vertrag zur Begrenzung von Raketenabwehrsystemen und ballistischen Systemen 1972 – bedeutete der Start-I-Vertrag von 1994 einen Durchbruch. Vor allem die Anzahl der Trägersysteme mit mehr als 5000 Kilometern Reichweite wurde reduziert. Nach mehreren Verträgen in der Zwischenzeit handelten Amerikaner und Russen 2010 das Start-III-Abkommen aus, das weitere Abrüstungsschritte vorsieht.

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