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Politik: Nur kleine Korrekturen am Turbo-Abitur

Kultusminister gegen Samstag als Schultag

Berlin - Die Kultusminister der 16 Länder haben Veränderungen an der verkürzten Schulzeit bis zum Abitur beschlossen – allerdings auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner. Eltern und Schüler waren gegen die Verkürzung des gymnasialen Bildungsgangs von 13 auf 12 Jahre unter dem Stichwort G 8 Sturm gelaufen.

Die Länder beschlossen auf der Kultusministerkonferenz am Donnerstag, an 265 Wochenstunden im gymnasialen Bildungsgang von der Jahrgangsstufe 5 bis zur 12. Klasse festzuhalten. Das bedeutet, dass pro Woche mindestens ein Stundenumfang von 33 Stunden erbracht werden soll. In Ländern, die über der Mindestanforderung von 265 Wochenstunden liegen, ist die Stundenbelastung pro Tag höher als sechs bis sieben Stunden. Auf die relativ einfache Lösung, eines Unterrichts nicht nur an fünf Tagen in der Woche, sondern – wie es in einigen Ländern schon der Fall ist – auch am Samstag, konnten sich die Kultusminister nicht einigen. Das einzige Zugeständnis, das sie bei der Mindestanforderung von 265 Stunden beschlossen haben, ist die Einrechnung von 5 Stunden Wahlunterricht – gemeint sind etwa Chinesisch oder Theatergruppen. Das heißt, es bleiben 260 Wochenstunden fest den Fächern zugeordnet.

Die Kultusminister der Länder wollen zudem den Schulen Hilfe leisten, bei denen die Verteilung der Stunden über die Jahrgänge besonders schwierig ist. Außerdem soll die Gestaltung des Schultags, der Hausaufgaben und Klassenarbeiten unterstützt werden. Erwähnt wurde auch der Ausbau des Ganztagsunterrichtes, den Experten fordern, um die Schüler mittags besser zu verpflegen und ihnen am Nachmittag Förderunterricht, Hausaufgabenhilfe, Sport oder kreative Arbeitsgruppen anzubieten. Dazu gab es aber am Donnerstag keinerlei härtere Finanzzusagen.

Das Ganztagsschulprogramm war noch von der SPD-Bildungsministerin Edelgard Bulmahn mit einem Beitrag von vier Milliarden Euro auf den Weg gebracht worden. Dieses Programm ist bis zum Jahre 2010 verlängert worden. Aber Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) verweigerte gestern vor der Presse eine Aussage dazu, ob es wegen der Probleme bei der Umsetzung von G 8 aufgestockt werden könne. Schavan erklärte, finanziell habe für sie die „ Qualifizierungsoffensive“ Vorrang. Sie soll die Zahl der Schulabbrecher halbieren, den Abbruch von Berufsausbildungen reduzieren und die Studentenzahl in Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften erhöhen.

Das Thema „G 8“ stand am Donnerstag erstmals in der Konferenz der Kultusminister (KMK) auf der Tagesordnung. Nachdem jahrelang Bayern die Hochburg des Widerstands gegen das 2003/2004 eingeführte Turbo-Abitur war, kam die Kritik seit einigen Monaten aus allen westlichen Bundesländern. Gestresste Schüler, die ohne warmes Mittagessen bis in den Nachmittag lernen müssen und zu wenig Zeit für Sport, Musik und Freunde haben, wütende Eltern und ratlose Lehrer: In den Wahlkämpfen von Hessen und Hamburg kochte der Unmut hoch.

Dabei waren sich die Minister am Donnerstag über eines schnell einig: Die seit 2001 geltende Regelung, dass alle Schüler bis zum Abitur mindestens 265 Jahreswochenstunden unterrichtet werden müssen, sollte auch bei der verkürzten Schulzeit bleiben, sagte Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), Ministerin im Saarland und Präsidentin der KMK. Eine Streichung von Stunden würde die Qualität des Abiturs infrage stellen.

Das alles seien „Propagandatricks“, kritisierte der Präsident des Philologenverbandes, der die Gymnasiallehrer vertritt. Mit solchen Maßnahmen wollten die Kultusminister Kürzungen der Stundentafel verschleiern, sagte Heinz-Peter Meidinger dem Tagesspiegel. In anderen Ländern gebe es deutlich mehr Unterricht – auch in zwölf Jahren bis zum Abitur.

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