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Politik: Obama-Beraterin beleidigt Clinton – und muss gehen

Samantha Power nannte ehemalige First Lady ein „Monster“ / Krisenzeichen im Wahlkampf des schwarzen Präsidentschaftsbewerbers

Samantha Power, eine prominente Beraterin des Präsidentschaftsbewerbers Barack Obama, ist zurückgetreten. Sie hatte dessen Konkurrentin Hillary Clinton gegenüber einer schottischen Zeitung ein „Monster“ genannt. Der Vorfall verstärkt den Eindruck, dass Obamas Kampagne sich in einer kritischen Phase befindet. Zuvor hatten widersprüchliche Aussagen seiner Berater gegenüber kanadischen Diplomaten über die Zukunft der nordamerikanischen Freihandelszone Nafta für Wirbel gesorgt. Obama hatte zudem drei der vier Vorwahlen am Dienstag gegen Clinton verloren, darunter die gewichtigen Staaten Ohio und Texas.

Samantha Power galt als Anwärterin auf ein hohes außenpolitisches Amt. Die 37-jährige rotblonde Harvard-Professorin tritt wortgewaltig für eine außenpolitische Öffnung ein. Es sei kein Zeichen von Schwäche, wenn die USA auch mit Feinden wie Iran oder Kuba sprechen. Das sagt auch Obama und hebt sich damit von Präsident George W. Bush und von Hillary Clinton ab.

„The Scotsman“ fragte Power im Interview Mitte der Woche nach Clintons Wahlkampfmethoden. Sie antwortete: „Sie ist ein Monster – das sage ich Ihnen aber ,off the record’ –, sie schreckt vor gar nichts zurück.“ Die britische Presse fühlt sich, anders als zum Beispiel deutsche Medien, nicht gebunden an eine Unterteilung in nicht zur Veröffentlichung bestimmte Teile („off the record“) und freigegebene Zitate. Es gilt: gesagt ist gesagt. Der „Scotsman“ veröffentlichte die „Monster“-Bemerkung, trotz Powers Bitten, die Aussage zurückzuziehen.

Das Zitat gibt ziemlich exakt wieder, was Obama-Fans über Clintons Methoden denken, schadet aber seiner Strategie. Clinton führt einen aggressiven Wahlkampf gegen Obama und scheut vor persönlichen Attacken nicht zurück. Obama bemüht sich, einen respektvollen Ton zu wahren. Er will als Kandidat erscheinen, der über den Niederungen der Politik steht, die Lagerspaltung nicht mitmacht und die Nation versöhnen kann.

Erst entschuldigte sich Power bei Clinton und Obama. Die Wortwahl sei „völlig unakzeptabel“ und gebe auch ihre wahren Gefühle nicht wieder. Sie empfinde tiefen Respekt für Clinton. Aber das genügte Obama offenbar nicht. Und so trat Power schließlich als Beraterin zurück. „Solche Bemerkungen haben in meinem Wahlkampf keinen Platz“, sagte er. Powers Rückzug sei der richtige Schritt.

Mit Zitaten zu Irak schwächte Power zudem Obamas Zusage eines raschen Abzugs ab. Ein Präsident könne Wahlkampfpläne nicht exakt einhalten, sagte sie; er müsse sich nach der Lage richten. Zuvor waren Zweifel an Obamas Versprechen gewachsen, Nafta neu zu verhandeln, da das Freihandelsabkommen mit Mexiko und Kanada US-Arbeitern schade. Seine Berater sagten kanadischen Diplomaten angeblich, die Äußerung sei dem Wahlkampf geschuldet. Zuvor war Clintons Glaubwürdigkeit bei Nafta das Thema. Als das Abkommen 1994 unter Ehemann Bill in Kraft trat, war sie dafür; heute ist sie dagegen. Nun hat Obama dieses Problem.

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