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Politik: Obama: USA machen die Drecksarbeit

US-Präsidentschaftsbewerber der Demokraten verlangt von Europa mehr Einsatz in Afghanistan

Der schwarze Präsidentschaftsbewerber Barack Obama hat die Verbündeten in Europa zu einem verstärkten Einsatz in Afghanistan aufgefordert und damit Widerspruch in Deutschland provoziert. Bei einem Wahlkampfauftritt in Beaumont, Texas, sagte Obama, die Situation in Afghanistan sei untragbar. Dort müssten „die USA und Großbritannien die Drecksarbeit machen, weil niemand sonst sich tatsächlich Feuergefechte mit den Taliban liefern will“. Er erwarte von europäischen Verbündeten, dass auch sie ihre Soldaten in den umkämpften Süden schicken und Einschränkungen in ihren Mandaten für den Einsatz aufheben. Die Bundeswehr ist im ruhigeren Norden stationiert.

Diese Bemerkungen riefen ein sehr unterschiedliches Echo in den USA und in Deutschland hervor. Außenpolitiker beider deutscher Volksparteien wiesen die Forderung zurück. Der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg sagte, dass Obama nicht explizit von Deutschland gesprochen habe, sondern allgemein vom Einsatz von Europäern. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wisse um die internationale Verantwortung Deutschlands, sagte er weiter. Die Bundesrepublik nehme insbesondere in Afghanistan ihr Engagement sehr ernst.

Die US-Medien sehen in Obamas Bemerkungen zur Rolle der Europäer in Afghanistan offenbar keine Neuigkeit, sie berichteten nicht darüber. Der Senator von Illinois hatte ähnliche Aussagen schon öfter gemacht. Doch nun, da er immer stärker zum Favoriten für die Präsidentenwahl wird, finden seine Worte vermehrt ein Echo in Europa. Im Gegensatz zu seiner Konkurrentin Hillary Clinton hatte Obama in Afghanistan schon seit 2002 den entscheidenden Schauplatz gesehen. „Afghanistan ist der Krieg, den wir gewinnen müssen“, sagte er immer wieder. Den Irakkrieg lehnte Obama von Anfang an ab. Der Krieg sei eine Ablenkung von dem wichtigeren Konflikt in Afghanistan, sagte er. Clinton stimmte hingegen für den Irakkrieg.

Die Vorwahlen am Dienstag in Texas, Ohio, Rhode Island und Vermont könnten bereits die Vorentscheidung im Präsidentschaftsrennen zugunsten Obamas bringen. Clinton muss nach Aussage ihres Mannes Bill die beiden großen Staaten Ohio und Texas gewinnen, um noch eine Chance zu haben. Doch überall sinken ihre Umfragewerte, nachdem sie lange mit deutlichem Vorsprung geführt hatte. In Ohio liegt sie noch knapp vorn, in Texas dagegen sehen die meisten Umfragen inzwischen Obama in Führung. In den beiden kleineren Staaten werden sie sich voraussichtlich die Siege teilen.

Clinton versucht nun, ihr Sieger- image zurückzugewinnen. Bereits anderthalb Tage vor dem Monatsende gab sie am Donnerstagmittag überraschend gute Zahlen über ihre Wahlkampfspenden bekannt: Im Februar seien ihr 35 Millionen Dollar gespendet worden, das ist ein Rekord für sie. Obamas Kampagne ließ jedoch verlauten, er habe „deutlich mehr“ Spenden eingenommen.

Nach Angaben der „New York Times“ beläuft sich die Summe auf rund 50 Millionen Dollar. Obama stützt sich vor allem auf kleine Spenden einer Vielzahl von Bürgern im Internet. Vor wenigen Tagen hatte er die Schallmauer von einer Million Spendern durchbrochen. Nie zuvor hatten in den USA so viele Menschen ihre Portemonnaies für einen Präsidentschaftsbewerber geöffnet. Clinton hatte sich lange auf Großspender konzentriert, die die gesetzlich erlaubte Maximalsumme von 2300 Dollar geben.

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