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Der zukünftige Münchner Oberbürgermeister und der scheidende: Dieter Reiter (l.) und Christian Ude (beide SPD) bei der SPD-Wahlparty in München.

© dpa

Oberbürgermeister-Wahl: München bleibt rot

SPD-Mann Dieter Reiter folgt auf Christian Ude und wird neuer Oberbürgermeister der bayrischen Landeshauptstadt. Die Wahlbeteiligung bei den Stichwahlen in Bayern lag teils nur bei um die 40 Prozent. Das gute Wetter dient als eine Erklärung dafür.

20000 rote Rosen hatte SPD-Kandidat Dieter Reiter in den letzten Tagen des Münchner Oberbürgermeister-Wahlkampfes verteilt. Und vielleicht half ihm letztlich genau diese Aktion: Mit 56,7 Prozent der Stimmen wurde er am Sonntag bei der Stichwahl als Chef ins Rathaus am Marienplatz gewählt und folgt damit auf Christian Ude, der mehr als 20 Jahre als Oberbürgermeister regiert hatte. CSU-Kandidat Josef Schmid erhielt 43,3 Prozent und konnte den Wechsel in der Isar-Metropole nicht durchsetzen. Münchens CSU-Chef Ludwig Spaenle sagte am Abend knapp: „Wir haben geeint gekämpft wie nie.“

Dieter Reiter, ein 55-jähriger Mann aus der Stadtverwaltung, setzt damit in München die jahrzehntelange Tradition der SPD-Oberbürgermeister fort. Seit 1948 stellt die SPD den OB, nur für sechs Jahre gab es eine Unterbrechung durch die CSU. Die Wahlkampfthemen waren bei beiden Kandidaten nahezu identisch: In erster Linie ging es um die Explosion bei den Mietpreisen, gefolgt vom Thema Verkehrspolitik. Die Aussagen dazu blieben schwammig. Wahlarithmetisch war dieser SPD-Sieg fast schon zwingend, hatte sich doch die nach dem ersten Wahlgang mit 14,7 Prozent ausgeschiedene Grünen-Kandidatin Sabine Nallinger für Reiter ausgesprochen.

Die Münchner sind weiterhin durch Rot-Grün geprägt

Der Wahlkampfansatz von CSU-Mann Schmid war da interessanter: Er gab sich modern und versuchte dabei, all das Traditionelle und Konservative seiner Partei auszublenden. Das Ziel lautete: Die Münchner CSU, die über viele Jahre hinweg völlig zerstritten war, soll als moderne Großstadtpartei neu verankert werden. Schmid fuhr mit einem alten VW-Bus durch die Stadt und nahm etwa am Cristopher-Street-Day der Schwulen und Lesben teil. Dennoch ist der Wechsel nicht gelungen – womöglich auch, weil man Schmid seine moderne Wendung nicht richtig abnahm. Zudem sind die Münchner weiterhin durch Rot-Grün geprägt, zu groß ist auch ihr Wille, die Großstadt demonstrativ von der CSU-Landesregierung abzugrenzen. Das Regieren an der Isar wird aber schwerer werden, im Stadtrat hat Rot-Grün die Mehrheit verloren und muss nun nach einigen kleinen Partnern Ausschau halten.

Die Wahlbeteiligung bei den 261 Stichwahlen für Oberbürgermeister, Landräte und Bürgermeister lag teils nur bei um die 40 Prozent. Das gute Wetter dient als eine Erklärung dafür. Zudem sagten aber auch manche Nichtwähler, dass sie mit den Verhältnissen vor Ort zufrieden seien und keinen Bedarf nach Veränderung sähen. Bei den OB-Stichwahlen in drei anderen Großstädten errang die SPD zwei und die CSU einen Sieg: In Würzburg punkteten die Christsozialen, während sich in Regensburg klar der SPD-Kandidat durchsetzen konnte. In Erlangen wurde der seit 18 Jahren regierende CSU-OB Siegfried Balleis mit nur 35 Prozent abgestraft. Die Bürger gaben dem jungen SPD-Kandidaten Florian Janik 64 Prozent der Stimmen.

Im Skandal-Landkreis Miesbach, wo CSU-Amtsinhaber Jakob Kreidl nach seiner zum großen Teil von der Sparkasse finanzierten Geburtstagsfeier aus dem Verkehr gezogen worden war, wurde ein grüner Landrat gewählt: Wolfgang Rzehak. Jens Marco Scherf, ein anderer grüner Kandidat, gewann im unterfränkischen Miltenberg .

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