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Ralf Wohlleben im Saal des Oberlandesgerichts München.

© Peter Kneffel/dpa

Update

Oberlandesgericht München: NSU-Helfer Wohlleben kommt frei

Wegen Unterstützung des NSU wurde Ralf Wohlleben zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Nun wurde der Haftbefehl aufgehoben - die Fluchtgefahr sei zu gering.

Von Frank Jansen

Wenige Tage nach dem Urteil im NSU-Prozess ist auch der Angeklagte Ralf Wohlleben auf freiem Fuß. Der 6. Strafsenat des Oberlandesgerichts München entließ diesen Mittwoch den ehemaligen Vizechef der Thüringer NPD aus der Untersuchungshaft. Am Dienstag hatten die Richter auf Antrag der Verteidiger Wohllebens den Beschluss gefasst, den Haftbefehl gegen den Angeklagten aufzuheben. Es bestehe keine Gefahr mehr, dass sich Wohlleben „dem Verfahren durch Flucht entziehen könnte“, teilte das Gericht mit. Vergangenen Mittwoch hatten die Richter gleich nach dem Urteil bereits den Angeklagten André E. aus der Untersuchungshaft entlassen.

Der Strafsenat hat Wohlleben zu zehn Jahren Haft wegen Beihilfe zu neunfachem Mord verurteilt. Der Rechtsextremist  hat jedoch bereits sechs Jahre und acht Monate im Gefängnis verbracht. Die „verbleibende Straferwartung“ von höchstens drei Jahren und vier Monaten sei nicht mehr so hoch, „um einen erhöhten Fluchtanreiz zu begründen“, sagte das Gericht. Die Bundesanwaltschaft hatte der Entlassung Wohllebens zugestimmt.

Das Urteil gegen Wohlleben ist noch nicht rechtskräftig. Seine Verteidiger  hatten noch am Tag des Urteils Revision eingelegt. Seltsam ist allerdings, dass Wohllebens Anwältin Nicole Schneiders noch am Dienstag gegenüber dem Tagesspiegel Medienberichte als „Quatsch“ bezeichnete, wonach die baldige Freilassung Wohllebens zu erwarten sei.

Die Münchener Richter halten Wohlleben für schuldig, gemeinsam mit dem Angeklagten Carsten S. die Pistole vom Typ Ceska beschafft zu haben, mit der die NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos neun Migranten türkischer und griechischer Herkunft erschossen. Wohlleben bestreitet den Vorwurf. Er habe dem eigentlichen Überbringer der Waffe nur auf Nachfrage einen Tipp gegeben. Im Prozess bekannte er sich zu seiner rechtsextremistischen Gesinnung.

Der NSU-Prozess war in der vergangenen Woche mit einer lebenslangen Gefängnisstrafe für die Hauptangeklagte Beate Zschäpe zu Ende gegangen. Das Gericht in München hatte die 43-Jährige unter anderem des zehnfachen Mordes schuldig gesprochen und die besondere Schwere der Schuld festgestellt. Gegen die weiteren Beschuldigten Holger G., Carsten S. und André E. jeweils mehrjährigen Haft- und Jugendstrafen verhängt.

Der NSU war 2011 aufgeflogen. Zschäpe hatte fast 14 Jahre lang mit ihren Freunden Mundlos und Böhnhardt im Untergrund gelebt. In dieser Zeit ermordete die Terrorgruppe neun Gewerbetreibende türkischer und griechischer Herkunft sowie eine Polizist. (mit dpa).

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