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Volker Jung, Kirchenpräsident der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Radu Constantin Miron, griechisch-orthodoxer Erzpriester und Georg Bätzing, Bischof des Bistums Limburg, während des Schlussgottesdienstes.

© dpa

Ökumenischer Kirchentag: Vereint im Glauben und in Skandalen

Der Ökumenische Kirchentag streitet über Missbrauch und die Benachteiligung von Frauen in der Kirche. Und Posaunen ertönten.

Am Ufer des Mains ertönten die Posaunen, ein Chor sang. Plötzlich war sie doch noch da, die echte Kirchentagsstimmung: Mit einem auf der Weseler Werft in Frankfurt am Main gefeierten Fernsehgottesdienst ist am Sonntag der dritte Ökumenische Kirchentag zu Ende gegangen.

Zum Abschluss des vorwiegend im Internet durchgeführten Christentreffens gab es deutliche Appelle für mehr Gerechtigkeit in der Gesellschaft, aber auch in den Kirchen. „Ich finde es ungerecht, dass persönliche Kontakte beschränkt werden, die großen Wirtschaftsunternehmen aber weitgehend geschont werden“, sagte die methodistische Pastorin Mareike Bloedt in der Abschlusspredigt.

Die Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen, Schwester Katharina Ganz, forderte dazu auf, die „einseitige männliche Herrschaft zu überwinden“. In den Kirchen müssten Überlebende von sexualisierter Gewalt in die Mitte gestellt werden. Zudem müsste Frauen der Zugang zu allen Ämtern und Diensten ermöglicht werden.

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Zuvor hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einem Grußwort zu mehr Miteinander nach der Coronakrise aufgerufen: „Wir müssen wieder Brücken bauen zwischen Menschen und Gruppen, die die Pandemie verfeindet hat.“ Scharfe Kritik übte er am antisemitischen Hass, der in den letzten Tagen vielerorts sichtbar wurde. „Nichts rechtfertigt die Bedrohung von Juden in Deutschland oder Angriffe auf Synagogen in unseren Städten.“ Am Samstag hatte es im Rahmen des Kirchentags rund 100 gestreamte Podiumsdiskussionen gegeben. Rund 160 000 Menschen nahmen nach Angaben von Kirchentagspräsidentin Bettina Limperg daran teil.

Kritik an Betroffenen von sexuellem Missbrauch

Beim Thema sexueller Missbrauch waren Betroffene und Bischöfe in zwei verschiedenen Veranstaltungen zu Gast. Die Bremerin Katharina Kracht, die von einem Pastor der Hannoverschen Landeskirche auch auf Kirchentagen sexuell missbraucht wurde, nannte die Anfang der Woche bekanntgewordene Auflösung des EKD-Betroffenenbeirats „fatal, fürchterlich und ein sehr gutes Beispiel von Machtmissbrauch“. Für die evangelische Kirche sei es typisch, Sprache und Rhetorik zum Machterhalt einzusetzen.

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Der Sprecher des EKD-Beauftragtenrates, Braunschweigs Landesbischof Christoph Meyns, bekräftigte auf einer anderen Veranstaltung, dass die EKD weiterhin eine Betroffenenbeteiligung wolle, der Beirat sei aus seiner Sicht nur „ausgesetzt“.

Auch der katholische Missbrauchsbeauftragte Stephan Ackermann sorgte für Aufsehen, als er mit „Aktivisten“ besetzte Beiräte in Frage stellte. Aufgabe der Beiräte sei es, die Kirche zu beraten – und sich nicht als Gegenüber zu verstehen, das immer wieder auch öffentlich die Finger in die Wunde lege, sagte er.

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