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Ölbohrungen im Golf: Obamas Moratorium gescheitert

Die Ölfirmen im Golf von Mexiko dürfen die Erkundungsbohrungen wieder aufnehmen. Ein Bundesrichter in New Orleans bekräftigte seine Entscheidung, das von Präsident Barack Obama verhängte sechsmonatige Moratorium zu verwerfen.

Washington - Am Dienstag hatte der Richter geurteilt, ein allgemeines Verbot gehe zu weit. Die Regierung legte Berufung ein und stellte den Antrag, das Moratorium bis zur letztinstanzlichen Entscheidung in Kraft zu lassen. Das lehnte der Richter nun ab. Damit setzt sich die Reihe technischer Pannen und unangenehmer Überraschungen in der zehnten Woche seit Beginn der Katastrophe fort. Die Bemühungen, den Großteil des austretenden Öls mit einem Auffangtrichter abzupumpen, sind seit Mittwoch reduziert, als ein Tiefseeroboter den Auffangtrichter über dem Bohrloch rammte. Der Trichter wurde zur Überprüfung entfernt und in der Nacht zu Donnerstag wieder aufgesetzt. Am Freitag war unklar, wann das Abpumpen des austretenden Rohöls wieder in vollem Umfang funktionieren würde.

Mit dem Moratorium wollte die Regierung das Risiko ähnlicher Unglücke auf anderen Bohrinseln reduzieren, während die Ursachen untersucht werden. Es betrifft nicht die Ölförderung, sondern nur neue Erkundungsbohrungen. Die Regierung habe nicht deutlich gemacht, dass eine große Gefahr bestehe, dass sich der Unfall anderswo wiederholen könne, begründete der Richter seine Entscheidung. „Wenn ein Flugzeug verunglückt, wird nicht gleich der gesamte Flugverkehr stillgelegt.“

Es ist offen, wie rasch die Ölfirmen in der aufgeheizten Atmosphäre die derzeit 33 Plattformen für Erkundungsbohrungen wieder in Betrieb nehmen. In demokratischen US-Bundesstaaten weit weg vom Golf gilt das Moratorium als vernünftige Sicherheitsmaßnahme. Die Bürger an der Küste sind dagegen in überwältigender Mehrheit erbittert. Sie nennen das Moratorium eine Überreaktion, die nur weitere Menschen arbeitslos mache, nachdem bereits viele Fischer um ihre Jobs bangen. Der Betrieb einer solchen Bohrplattform kostet eine Million Dollar pro Tag. Bei 33 Plattformen im Golf geht es im Verlauf von sechs Monaten um einen Milliardenumsatz, der den Bundesstaaten mit Häfen, die auf die Versorgung der Ölplattformen spezialisiert sind, entgeht. Christoph von Marschall

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