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Ölkatastrophe: BP steht Obama Rede und Antwort

Im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko erhöht Präsident Barack Obama den Druck auf BP immer mehr. Für kommende Woche hat er führende Vertreter des britischen Konzerns ins Weiße Haus zitiert.

Zugleich bemühte sich Obama aber, Spannungen im Verhältnis zu Großbritannien wegen der harschen US-Kritik an BP aus dem Weg zu räumen. Die Vorwürfe gegen BP hätten nichts mit „Nationalgefühlen“ zu tun, sagte der US-Präsident dem neuen britischen Premier David Cameron in einem Telefongespräch am Samstag.
Obama habe kein Interesse daran, den Wert des Energiekonzerns zu schmälern, teilte Downing Street in London mit. Die britisch- amerikanischen Beziehungen seien weiterhin „einmalig“ stark.
Gleichzeitig gab die Downing Street bekannt, dass Cameron seinen ersten US-Besuch seit seiner Wahl Anfang Mai am 20. Juli macht.
In den transatlantischen Beziehungen war es zu Spannungen gekommen, weil Obama den britischen Konzern BP wegen der Ölpest vor der US-Küste in scharfem Ton angegriffen hatte. Darauf war der Aktienwert des Unternehmens in den Keller gestürzt. In Großbritannien gab es deshalb Kritik an der „anti-britischen Rhetorik“ in den USA.
Cameron brachte bei dem Telefongespräch seine „Trauer über die andauernde humane und ökologische Katastrophe“ zum Ausdruck. Er und Obama einigten sich, dass BP weiter „alle angemessenen und sinnvollen“ Maßnahmen ergreifen solle, um die Ölpest in den Griff zu bekommen.
Zu dem für Mittwoch anberaumten Treffen im Weißen Haus wird mit Sicherheit der BP-Vorstandsvorsitzende Carl-Henric Svanberg erscheinen. Ob auch BP-Chef Tony Hayward kommt, blieb zunächst offen.
Hayward wird sich auf jeden Fall am Donnerstag in Washington aufhalten: Dann wird er vor einem Kongress-Ausschuss zur Ölkatastrophe befragt.
Am kommenden Dienstag liegt die Explosion auf der von BP geleasten Ölplattform „Deepwater Horizon“, Auslöser der Ölpest, acht Wochen zurück. Immer noch sprudelt Öl massenhaft in den Golf von Mexiko und verseucht immer mehr Küstenabschnitte. Obama will am Montag erneut in die Krisenregion reisen, mit Hayward hat er sich bis jetzt nicht getroffen. Erst am Dienstag vergangener Woche hatte der Präsident in einem Interview angedeutet, dass er sich nicht viel davon verspreche: „Wenn Du mit einem Kerl wie einem BP-Topmanager sprichst, dann wird er (...) alle richtigen Dinge sagen - ich bin nicht an Worten interessiert, ich bin an Taten interessiert.“ Nun ersuchte Küstenwacht-Admiral Thad Allen in einem Brief an Svanberg um die Anwesenheit des Vorstandsvorsitzenden sowie „jedweder anderer angemessener“ BP-Vertreter bei einem Treffen im Weißen Haus und fügte hinzu, Obama werde bei einem Teil der Zusammenkunft dabei sein. US-Medien wie die „Washington Post“ interpretierten dies als Aufforderung - nicht als Einladung.
Obama hat von BP auch verlangt, die anstehende Dividende an dessen Aktionäre wegen der Ölkatastrophe einzubehalten. Am Montag will der Konzern nun tatsächlich prüfen, ob die Milliarden-Zahlung für das zweite Quartal zurückgehalten wird, wie ein BP-Sprecher am Samstag bestätigte. Es sei aber nicht sicher, dass dann eine Entscheidung falle. In einem Bericht der Zeitung „The Times“ hieß es, BP wolle seine Dividendenzahlung so lange aussetzen, bis das volle Ausmaß des Schadens abzusehen sei.
Jüngste offizielle Messungen deuten darauf hin, dass wesentlich mehr Öl ins Meer geflossen ist als bislang angenommen. Von der US- Regierung beauftragte Forscher haben ihre Schätzungen deutlich nach oben korrigiert: Sie rechnen nach Angaben der US-Geologiebehörde jetzt im Maximum mit rund 5400 Tonnen pro Tag, die aus der defekten Ölquelle in 1500 Metern Tiefe schießen. Bisher lagen die angenommenen Höchstwerte bei 3400 Tonnen. dpa

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