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Österreich: Gusenbauer will "Kanzler des Volkes" sein

Der österreichische Sozialdemokrat Alfred Gusenbauer ist am Ziel: Seine SPÖ einigte sich mit der konservativen ÖVP auf eine große Koalition mit ihm an der Spitze.

Wien - Dass ihm noch vor Monaten zu wenig Charisma bescheinigt wurde, darüber redet nun niemand mehr. Der 46-jährige Politiker selbst nahm den Vorwurf sowieso gelassen. "Das Charisma kommt mit der Funktion", versicherte der Sozialdemokrat.

Sein Weg an die Regierungsspitze war lang. Nach der Übernahme der SPÖ-Führung im Jahr 2000 unterlag Gusenbauer zwei Jahre später bei der Parlamentswahl seinem jetzigen Partner Wolfgang Schüssel von der ÖVP. Und auch nach dem knappen Wahlsieg im zweiten Anlauf am 1. Oktober mit nur einem Prozentpunkt vor der ÖVP dauerte es drei Monate, bis man sich in Wien auf die große Koalition unter seiner Führung einigte. Er wolle ein "Kanzler des Volkes" sein, hatte der Arbeitersohn und promovierte Politologe angekündigt. Er wolle weiter mit der U-Bahn zum Fußballstadion fahren und sich ohne Leibwächter bewegen.

Gusenbauer war nie Wunschkandidat der SPÖ

Gusenbauer kann auf eine lange politische Karriere zurückblicken. Fasziniert vom sozialdemokratischen Bundeskanzler Bruno Kreisky baute der 1960 geborene Politiker als 17-Jähriger in seinem niederösterreichischen Geburtsort Ybbs an der Donau eine Gruppe der Sozialistischen Jugend auf. 1984 wurde er Juso-Vorsitzender. Wie sein Mentor engagierte sich auch Gusenbauer für die Sozialistische Internationale. 1989 wurde er als Nachfolger Kreiskys zu deren Vize-Vorsitzendem gewählt.

In den 1990er Jahren wurde Gusenbauer erst Mitglied des Bundesrates und zog dann in den Nationalrat ein, der dem deutschen Bundestag entspricht. Trotz seines steilen politischen Aufstiegs war Gusenbauer nie der Wunschkandidat der SPÖ für die Kanzlerschaft: Zu intellektuell, nicht volksnah und nicht staatsmännisch genug, hieß es immer wieder. Nach dem Rücktritt von Viktor Klima 2000 entschied sich die SPÖ dennoch für Gusenbauer als neuen Parteichef, da seine Gegenkandidaten dem äußeren rechten und linken Rand des innerparteilichen Spektrums zuzurechnen waren. (tso/AFP)

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