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Politik: Österreichs Ex-Präsident Waldheim tot

Wie viele seiner Generation wollte er im späteren Leben nicht wahrhaben, was er im früheren getan hatte – oder glaubte, tun zu müssen. Kurt Waldheim, UN-Generalsekretär und österreichisches Staatsoberhaupt, wurde im Präsidentschaftswahlkampf 1986 mit seiner NS- und Wehrmachtsvergangenheit konfrontiert, die er zuvor beschönigt oder geleugnet hatte.

Wie viele seiner Generation wollte er im späteren Leben nicht wahrhaben, was er im früheren getan hatte – oder glaubte, tun zu müssen. Kurt Waldheim, UN-Generalsekretär und österreichisches Staatsoberhaupt, wurde im Präsidentschaftswahlkampf 1986 mit seiner NS- und Wehrmachtsvergangenheit konfrontiert, die er zuvor beschönigt oder geleugnet hatte. Er war als Mitglied des NS-Studentenbundes und der Reiter-SA eingetragen, stritt jedoch ab, selbst die Aufnahme beantragt zu haben.

Auch den Vorwurf, als Ordonnanzoffizier der Wehrmacht auf dem Balkan mit Kriegsverbrechen zu tun gehabt zu haben, wies Waldheim zurück. Er habe als Soldat „nur seine Pflicht“ erfüllt. Der sich daran entzündende Skandal verhinderte seine Volkswahl zum Präsidenten nicht, doch der ÖVP-Mann Waldheim – schon als UN-Generalsekretär von 1972 bis 1982 nicht immer unumstritten – war in seiner gesamten Amtszeit bis 1992 angeschlagen. In den USA stand er auf der Liste der unerwünschten Personen. Eine Historikerkommission kam 1988 zu dem Schluss, dass Waldheim zwar nicht direkt an Kriegsverbrechen beteiligt war. Aber die Kommission habe „von keinem Fall Kenntnis erhalten, in welchem Waldheim gegen die Anordnung eines von ihm zweifellos erkannten Unrechts Einspruch erhoben, Protest geführt oder irgendwelche Gegenmaßnahmen getroffen hat, um die Verwirklichung des Unrechts zu verhindern oder zumindest zu erschweren.“ Er habe im Gegenteil wiederholt „im Zusammenhang rechtswidriger Vorgänge mitgewirkt“. Am Donnerstag ist Waldheim im Alter von 88 Jahren gestorben. afk

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