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Andrij Melnyk und seine Ehefrau Svitlana am 77. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus im Berliner Tiergarten.

© IMAGO/Bernd Elmenthaler

Update

Ukraine-Botschafter verteidigte Partisanenführer: Melnyk weist Vorwurf der Holocaust-Verharmlosung zurück

In einem Video offenbart der ukrainische Botschafter seine Bewunderung für den Nationalisten Bandera. TikTok sperrt erst einen Teil – nun ist er wieder frei.

Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk hat den Vorwurf zurückgewiesen, er habe mit seinen Äußerungen über den ukrainischen Nationalisten Stepan Bandera den Holocaust verharmlost. „Jeder, der mich kennt, weiß: immer habe ich den Holocaust auf das Schärfste verurteilt“, schrieb Melnyk am Dienstag auf Twitter. Die Vorwürfe gegen ihn seien „absurd“.

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Hintergrund sind Äußerungen Melnyks in einem Interview, das auch auf der Social-Media-Plattform TikTok zu sehen ist. In dem insgesamt einstündigen Gespräch mit Journalist Tilo Jung für dessen Sendung „Jung und Naiv“ hatte Melnyk Bandera verteidigt und die strittige These aufgestellt, dass dieser „kein Massenmörder von Juden“ sei. Das Außenministerium in Kiew distanzierte sich direkt von diesen Bemerkungen.

Am Montag sperrte TikTok den umstrittenen Teil des Videos wegen eines angeblichen Verstoßes gegen seine „Community Richtlinien“. Der Interviewer Jung sprach von „Zensur“.

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Kurz darauf reagierte die Social-Media-Plattform und hob die Sperre des betreffenden Video-Abschnitts wieder auf. Eine wirkliche Begründung lieferte TikTok für sein Vorgehen nicht. In einer Stellungnahme an den „Spiegel“ heißt es lediglich: „Wir wissen, dass wir nicht immer alles richtig machen – dies ist ein komplexer und nuancierter Bereich, und wir investieren weiterhin in die Stärkung unserer Richtlinien und Durchsetzung unserer Strategien sowie in die Schulung unserer Teams.“

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Bandera ist eine der umstrittensten Figuren der ukrainischen Geschichte. Für viele in der Ukraine ist er bis heute ein Nationalheld. Im Zweiten Weltkrieg kämpfte er gegen die sowjetische Herrschaft, Historiker werfen ihm jedoch seine Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten vor.1959 wurde Bandera in München von Agenten des sowjetischen Geheimdienstes KGB aufgespürt und ermordet.

Antisemitismusbeauftragter wirft Melnyk Spaltung vor

Zuletzt hatte der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, die Äußerungen Melnyks als „problematisch“ kritisiert. Die Aussagen „nähren das russische Narrativ“ zum Angriffskrieg gegen die Ukraine und sorgten eher für „Spaltung und Unverständnis“ bei mit der Ukraine befreundeten Staaten, sagte Klein den Zeitungen der „Funke Mediengruppe“.

Klein appellierte an die Ukraine, eine rasche Aufnahme in die International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) anzustreben. Diese zwischenstaatliche Organisation widmet sich der Erforschung und dem Gedenken des Holocaust. Die IHRA sei „das geeignete Forum, in dem die von Herrn Melnyk aufgeworfenen Fragen international differenziert diskutiert werden können“, sagte Klein. (Tsp, AFP)

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