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Olympische Sommerspiele 2008

© AFP

Olympia als Lieblingsreise: Bush in Peking: „Nehmt sie auf die Hörner“

Selten wirkte der scheidende US-Präsident George W. Bush in acht Jahren Amtszeit so glücklich wie bei seinem ausgiebigen Trip nach Peking zu den Olympischen Spielen.

Auf einer seiner Auslandsreisen hat sich George W. Bush sofort für die Heimreise interessiert. Beim G8-Gipfel in St. Petersburg vor zwei Jahren sagte er zu Chinas Staatspräsidenten Hu Jintao: „Das ist ja Ihre Nachbarschaft hier, Sie benötigen nicht lange, um nach Hause zu fliegen.“ Acht Stunden, antwortete Hu Jintao, was den US-Präsidenten offenbar überraschte. „Acht Stunden? Das brauche ich auch!“, sagte er. Geographie war seine Sache nicht. Auslandsreisen auch nicht.

An eine Reise aber wird sich George W. Bush auch nach dem Ende seiner Amtszeit gerne erinnern: An seinen Besuch bei den Olympischen Spielen in Peking. „Es hat meine Erwartungen übertroffen“, schwärmte der 43. Präsident der Vereinigten Staaten am Ende seines Besuchs in der chinesischen Hauptstadt. Vier Tage lang hatte er sich in Peking aufgehalten, als erster US-Präsident hatte er Olympische Spiele außerhalb seines Landes besucht. Zwar hatte auch die Politik eine Rolle gespielt. Mit Hu Jintao unterhielt sich George W. Bush über Menschenrechte, mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über den Konflikt in Georgien, doch am Ende sagte er: „Der Höhepunkt war das Foto mit der amerikanischen Olympiamannschaft.“

George W. Bush ist in den vergangenen vier Jahren auch erster Sportfan seines Landes gewesen. Wahrscheinlich hat ihm deshalb die Dienstreise zu den Olympischen Spielen so außerordentlich gefallen. Im Schwimmstadion benahm er sich zeitweise so ausgelassen, dass sich Tochter Barbara Bush peinlich berührt wegblickte. Im Internet wird spekuliert, ob er betrunken gewesen sei.

Baggern beim Beachvolleyball

Doch wahrscheinlich war George W. Bush einfach nur in seinem Element. Im Wukesong- Baseballstadion konnte er mit den Softball-Spielerinnen der USA über Curveballs statt Umfragekurven sprechen. Im Schwimmstadion zeigte er Michael Phelps nach dessen Sieg über 400-Meter- Lagen mit der Hand das „Longhorn“-Zeichen. „Nehmt sie auf die Hörner“, heißt das – unter College-Studenten der Universität Texas. Im Basketballstadion stellte er sich vor dem Spiel gegen China im Gang zu den amerikanischen Stars der Profiliga NBA und stimmte den Schlachtruf an: „One, two, three: U – S – A.“

Doch der Öffentlichkeit dürfte am ehesten seine Trainingseinheit mit den Beachvolleyballerinnen Misty May-Treanor und Kerri Walsh in Erinnerung bleiben. Erst baggert der Präsident dem US- Team, das später Gold gewann, in einem durchgeschwitzten Hemd die Bälle zu und posierte anschließend mit den leicht bekleideten Spielerinnen zum Gruppenfoto. „Ich bin bei den Champions“, sagt er fröhlich.

Schließlich forderte Kerri Walsh ihn auf, ihr einen Klaps auf den Po zu geben. Als Glücksbringer. Sehr zur Freude der US-Medien schlägt Präsident George W. Bush auch tatsächlich zu – allerdings mit der Rückseite der Hand auf ihren Rücken. „Ich habe das nicht sehr ernst genommen“, sagte er. „Offenbar ist aber alles, was der Präsident macht, interessant.“

Diese Auslandsreise aber war auch für ihn interessant. Nie zuvor hatte auf dem Programm so viel Sport gestanden – und selten wirkte er als Präsident so glücklich.

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