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Politik: Opel prüft die 30-Stunden-Woche

Der Autohersteller und die Telekom wollen die Arbeitszeit verkürzen – aber ohne Lohnausgleich

Berlin. Die Adam Opel AG erwägt die Einführung der 30-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich, um im kommenden Jahr schwarze Zahlen zu erreichen. Auch die Deutsche Telekom will mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi über eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung um mindestens zehn Prozent ohne Lohnausgleich verhandeln. Die Telekom kündigte am Dienstag eine Verschärfung ihres Sparprogrammes an, um weitere Entlassungen zu vermeiden. Bei der Telekom sind 100 000 Beschäftigte in der Festnetzsparte T-Com, bei Opel voraussichtlich 20 000 Mitarbeiter im Stammwerk Rüsselsheim betroffen.

Von Alfons Frese

und Corinna Visser

Die geplanten Arbeitszeitverkürzungen sind aus Sicht der Unternehmen notwendig, weil die bisherigen Sparprogramme nicht den erhofften Erfolg gebracht haben: Bei Opel wirkt das zwei Jahre alte Sanierungsprogramm mit dem Namen „Olympia“ nicht so, dass das Unternehmen im kommenden Jahr aus der Verlustzone kommen kann. Dies aber ist eine Vorgabe des Mutterkonzerns General Motors für den Erhalt der deutschen Opel-Werke in Rüsselsheim, Bochum, Eisenach und Kaiserslautern.

Bei der Telekom hatten die Manager gehofft, über eine eigene Personal-Service- Agentur in Deutschland rund 40 000 Arbeitsplätze einvernehmlich abbauen zu können. Die PSA hätte die Mitarbeiter qualifizieren und weitervermitteln können. Auch viele frühere Post-Beamte, die die Telekom nach der Privatisierung übernommen hat, sollten so eine neue Stelle finden. Doch auch diese Rechnung ging nicht auf. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi lehnte den Vorschlag einer Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich gestern als „Zumutung“ ab.

Opel-Sprecher Rüdiger Assion dementierte am Dienstagabend auf Anfrage, dass es bereits eine Einigung auf die 30-Stunden-Woche gebe. Derzeit würden Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Unternehmensleitung geführt. Mit einem Ergebnis sei erst „in den nächsten drei bis vier Wochen zu rechnen". Kommenden Montag sollen die Verhandlungen fortgesetzt werden. Bei Opel gilt derzeit die tarifvertragliche 35-Stunden-Woche. „Die Konjunktur springt nicht an“, schilderte Assion die „schwierige Lage“, des Unternehmens. Schätzungen zufolge dürfte das Gesamtminus in diesem Jahr bei 180 Millionen Euro liegen. Opel beschäftigt in Deutschland rund 34 000 Mitarbeiter, 20000 davon in Rüsselsheim, etwa 10 000 in Bochum und jeweils 2000 im thüringischen Eisenach und in Kaiserslautern.

Nach Erkenntnissen des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall ist in den vergangenen Jahren jeder fünfte Arbeitsplatz in der Branche von Arbeitszeitverkürzungen ohne Lohnausgleich betroffen gewesen. Gesamtmetall rechnet bis zum Jahresende mit einem weiteren „ungebremsten Personalabbau“. In Einzelfällen würden Bündnisse für Beschäftigung helfen, sagte Gesamtmetall-Geschäftsführer Thomas Vajna dem Tagesspiegel. Doch insgesamt sei die Zuversicht der Branche für den Aufschwung zu schwach: Die Metall- und Elektroindustrie wird in diesem Jahr Arbeitsplätze in einer Größenordnung von 80 000 bis 90 000 verlieren“, sagte Vajna.

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