zum Hauptinhalt

Politik: Opfer fordern Geld von UN

Nach Massaker von Srebrenica / Annan sieht Mitschuld

Von Caroline Fetscher

Belgrad/Berlin. Im Namen von 6500 Überlebenden und Hinterbliebenen des Massakers von Srebrenica fordert ein Team bosnischer Anwälte Wiedergutmachung von den Vereinten Nationen. Im Sommer 1995 hatten UN-Schutztruppen zugesehen, wie das systematisch organisierte Massaker an etwa 8000 Männern in der von Serben belagerten Stadt Srebrenica seinen Lauf nahm. Innerhalb einer Woche wurden die Männer von Frauen und Kindern getrennt, und auf Feldern und in Lagerhäusern massakriert.

Am 15. November 1995 legte der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan, als UN-Dokument A 54/549 seinen Bericht zu den Ereignissen vor. Er enthielt ein klares Eingeständnis der Mitschuld: „Durch Fehler, Fehleinschätzungen und die Unfähigkeit, die Tragweite des Bösen zu erkennen, mit dem wir konfrontiert waren, haben wir es versäumt, unseren Beitrag zu leisten, um die Menschen von Srebrenica vor dem Massenmord durch die serbische Kampagne zu retten.“ Die „Tragödie von Srebrenica“ werde die UN für immer verfolgen.

Anwalt Semir Guzin sagte am Donnerstag in Sarajevo, es gehe darum, den 17 000 hinterbliebenen Waisen von Srebrenica Hoffnung auf die Zukunft zu geben. Er gab keine genauen finanziellen Ansprüche bekannt, machte jedoch deutlich, dass es sich um eine Milliardensumme in bosnischen Mark handele. Das vierköpfige Anwaltsteam strebt eine außergerichtliche Einigung mit den Vereinten Nationen an, von denen eine Reaktion gegen Ende Januar erwartet wird. Guzin meinte: „Die Mitverantwortlichen müssen zu ihrer Verantwortung auch stehen.“

Unterdessen wurde bekannt, dass Jugoslawien dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag Anfang 2003 Angeklagte ausliefern und Dokumente zur Verfügung stellen will. Der jugoslawische Innenminister Zoran Zivkovic wies deshalb die Kritik von Chefanklägerin Carla Del Ponte wegen unzureichender Zusammenarbeit Belgrads zurück. Der Gerichtshof verlange aber auch Einsicht in Dokumente, die als Staatsgeheimnis gelten. So etwas würde kein Staat zulassen, sagte Zivkovic. (mit dpa)

Zur Startseite