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Politik: Ordentlich

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Was fängt man mit einem Orden an? Wir geben zu, die Frage ist für die übergroße Mehrzahl aller Bürger von untergeordneter Bedeutung.

Von Robert Birnbaum

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Was fängt man mit einem Orden an? Wir geben zu, die Frage ist für die übergroße Mehrzahl aller Bürger von untergeordneter Bedeutung. Wer hat schon einen Orden? Der schöne monarchische Brauch ist in die republikanische Defensive geraten. Obendrein haben die diversen Karnevals- und Schützenfestorden die echten Exemplare stark entwertet, weil nur noch wenige exzentrische Fachleute die Große Ehren-Achtzehn der Narrengilde Liberalitas Blau-Gelb e. V. von, sagen wir, dem Großen Silbernen Ehrenzeichen der Republik Österreich unterscheiden können. Letzteres hat dieser Tage in Wien Roland Koch überreicht bekommen vom Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, und zwar in Anerkennung der Tatsache, dass der Hessen-Herrscher Koch der Donaurepublik die Treue gehalten hat, als der Rest von EU-Europa die Österreicher boykottiert hat, weil Schüssel sich mit dem gewissen Jörg Haider verbündet hatte. Koch also hat den Karton mit dem silbern glänzenden Stern am rot-weiß-roten Band entgegengenommen. Umlegen hat er ihn aber nicht müssen, weil die Österreicher das Karnevalsproblem auch kennen, und ihm Schüssel einen ganz kleinen symbolischen Orden zusätzlich ans Revers geheftet hat. Der glänzende Knopf fiel kaum auf, stellte aber gleichwohl ein Problem dar. Um einer Inflationierung des Ordenswesens durch glänzenden Behang zweifelhafter Herkunft vorzubeugen, durften schon zu Kaisers Zeiten ausländische Orden im Inland nur mit höchster Genehmigung getragen werden. Johannes Raus Agreement hatte Koch naturgemäß nicht, als er nach der Verleihung nach Frankfurt zurückflog. Aber der Hesse verhielt sich korrekt: Der Mini-Orden lag beim Rückflug mitsamt dem Original im Koffer. Robert Birnbaum

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