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ORTSTERMIN: Das Projekt Bundestag

Kajo Wasserhövel kandidiert für die SPD Köpenick

Am Ende geht der Müntefering noch mal mit ihm durch. „Volles Herz, volle Seele, volle Pulle“, ruft Kajo Wasserhövel im Stil des SPD-Parteichefs in den Saal des Schulamts in der Köpenicker Altstadt, als er sich bei den 50 Delegierten der Wahlkreiskonferenz bedankt. Die hatten ihn kurz zuvor als Bundestagskandidaten für den Wahlkreis 085 nominiert. Keine Selbstverständlichkeit, denn Wasserhövel, der Bundesgeschäftsführer und Wahlkampfmanager der SPD, ist Münteferings Intimus, das organisatorische Hirn der Sozialdemokraten. Er ist aber auch ein Externer. Einer, der nicht nach Treptow-Köpenick riecht, wie Oliver Igel, sein Gegenkandidat. Acht Jahre kommunalpolitische Erfahrung hat der Dreißigjährige, ein Talent nennen sie ihn. Ein Leichtgewicht ist er tatsächlich. Zumindest gemessen an der Kategorie Wasserhövel.

Im dritten Stock des Schulamts ist die SPD noch am Leben. Draußen auf dem Gang gibt es Bockwurst, drinnen im Saal alte rote SPD-Fahnen. Igel hat seine kurzen Haare nach oben gegelt, trägt Anzug und Krawatte. Der Name Treptow-Köpenick taucht gefühlt in jedem zweiten Satz auf. Die Botschaft ist: Ich bin der von hier.

Wasserhövel verzichtet auf Sakko und Haargel. Auch von Treptow-Köpenick spricht er nur sparsam. Dafür schlägt er den großen Bogen. „Kommunen, Land und Bund müssen Hand in Hand gehen“, sagt er. Lautstärke, Betonungen, Pausen und Pathos sind wohldosiert. Seinen westfälischen Einschlag versteckt er nicht. Vom „Kompass“, den die SPD brauche, spricht er. Und er zitiert, nicht unklug im Osten der Stadt, den brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck mit den Worten „Politik muss man mit dem Gesicht zu den Menschen machen“.

Alles läuft nach Plan für das Projekt Bundestagskandidatur, mit dem Wasserhövel auch aus Münteferings Schatten treten will. Nur einmal zucken alle zusammen, auch die aus dem Willy-Brandt-Haus im Hintergrund des Saals. Als eine Genossin wutentbrannt aus dem Saal stapft und die Tür zuknallt, weil sich jetzt auch noch der ehemalige SPD-Abgeordnete aus Treptow-Köpenick für den Mann aus der Parteizentrale ausgesprochen hat und nicht für das eigene Talent. Kurz ist Gefahr in Verzug. Eine Niederlage für Wasserhövel wäre auch eine für Müntefering. Sie bleibt aber beiden erspart. Christian Tretbar

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