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Ortstermin: Katharina Saalfrank: die Erziehungsratgeberin

Warum sollte sie es nicht auch bei den Sozialdemokraten probieren, schließlich begreifen die sich ja als große Familie: Christian Tretbar trifft Super-Nanny Katharina Saalfrank und die SPD.

Es sind Sätze, die man zuletzt selten im Willy-Brandt-Haus gehört hat. Und schon gar nicht so öffentlich. Aber am Montag im ersten Stock der SPD-Zentrale war es mal wieder so weit.

Katharina Saalfrank sitzt mit ihren beinahe hüftlangen schwarzen Haaren, die sie als freundliche, aber strenge Pädagogin erscheinen lassen, neben Hubertus Heil, dem Generalsekretär der SPD, der für seine Verhältnisse lässig ohne Krawatte auftritt. Beide stellten die Kampagne „Bildung und Familie: Was brauchen unsere Kinder?“ vor, bei der die sie Veranstaltungen quer durch Deutschland absolvieren. Und Saalfrank kann vor allem eines: Kinder erziehen. Als Super-Nanny verteilt sie in ihrer Fernsehserie Lob und Tadel, sie will Beziehungen herstellen.

Warum das nicht auch bei den Sozialdemokraten probieren, schließlich begreifen die sich ja als große Familie. „Ich bin vor zwölf Jahren wegen Gerhard Schröder in die SPD eingetreten, weil er unsere Gesellschaft modernisiert hat und sich um die Schwächsten gekümmert hat“, sagte sie. Unbekümmert.

Dabei hat die SPD die Ära Schröder gerade einigermaßen verdaut. Nicht ganz verarbeitet haben die Sozialdemokraten dagegen, dass sie nach der Wahl 2005 nicht nur das Kanzleramt verloren haben, sondern auch das Familienministerium. Dort residiert zurzeit Ursula von der Leyen (CDU), die die SPD mit ihrer sozialdemokratischen Familienpolitik ärgert. Auch Saalfrank sagt: „Mit dem, was sie macht, kann ich gut mitgehen.“ Die SPD muss also gegensteuern, die TV- Nanny soll es jetzt richten. Allerdings nur für ein paar Wochen. Denn die vierfache Mutter legt, ganz Pädagogin, erst mal den Finger in die Wunde: „Ich bin keine Politikerin, sondern ein politischer Mensch.“

Was am Anfang so prosaisch um die Ecke kommt, übersetzt sie später so: „Ich gehöre nicht dem Schattenkabinett an.“ Ursula von der Leyen kann also beruhigt sein. Die SPD dagegen noch nicht. Die muss weiter warten, wer über das Mitglied Saalfrank hinaus, Familienpolitik in der SPD verkörpert. Vielleicht wird es doch die Fernsehmama. Schließlich kennt Frank-Walter Steinmeier, der Kanzlerkandidat der SPD, Saalfrank bisher maximal als RTL-Zuschauer. Zu einem Treffen der beiden kam es noch nicht. Auch gemeinsame Veranstaltungen seien nicht geplant.

Saalfrank gibt ihren Genossen zumindest einen Tipp mit auf die Suche nach dem Kandidaten: „Den Job als Familienminister könnte auch ein Mann machen.“ Heil vielleicht? Der freut sich zwar spitzbübisch über das Angebot, lehnt dann aber doch ab. Lieber sagt er, dass für ihn in dieser Wahlkampfphase das Gelbe-Seiten-Motto gelte: „Jemanden fragen, der sich damit auskennt.“ Das hat die SPD getan. Wenngleich das Angebot für die Veranstaltungsreihe von Saalfrank kam. Zusammen mit Heil hatte sie vor ein paar Monaten schon einmal eine ähnliche Veranstaltung gemacht. Jetzt sollen es ein knappes Dutzend Diskussionsrunden werden. Aber ganz gleich, wer die Urheberschaft hat, Saalfrank ist auf jeden Fall in ihrem pädagogischen Element: Lernanstöße geben. Bei manchen Kindern soll es ja funktionieren.

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