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Ostermärsche: Frieden schaffen mit Obama

Das hat es noch nicht gegeben: Die Friedensbewegung geht auf die Straße, um einen Präsidenten der USA zu loben. Barack Obama hat mit seiner Vision von einer Welt ohne Atomwaffen den Ostermärschen ein weiteres Stichwort gegeben.

Von Matthias Meisner

Berlin - Das hat es noch nicht gegeben: Die Friedensbewegung geht auf die Straße, um einen Präsidenten der USA zu loben. Barack Obama hat mit seiner Vision von einer Welt ohne Atomwaffen den Ostermärschen ein weiteres Stichwort gegeben. „Obamas Vorschlag einer radikalen atomaren Abrüstung entspricht einem ureigenen Anliegen der Ostermarschbewegung“, erklärte Peter Strutynski, Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag. „Für diese Idee wird es Lob geben“, sagte Strutynski dem Tagesspiegel. Doch fordern die Protestierer auch „konkrete Schritte“: Die in Deutschland noch stationierten Atomwaffen – mutmaßlich befinden sie sich auf dem Fliegerhorst Büchel in der Eifel – sollen abgezogen werden.

Noch will die Friedensbewegung nicht abschließend beurteilen, wie viel Obamas Versprechen wert ist. Neben dem Lob für Obamas Abrüstungsinitiative wird es Kritik an der Afghanistanpolitik der USA geben: Der Versuch, den Krieg in Afghanistan militärisch zu gewinnen, werde zum „Desaster für die Besatzungsarmeen“ und zur „Katastrophe für das Land“, argumentiert Strutynski. Auch das Netzwerk Friedenskooperative – weitere Dachorganisation der Bewegung – bleibt skeptisch. „Sicher hat Obama in vielen Punkten mit der bornierten Politik der Bush- Administration gebrochen, aber an einer weltweit für ihre Interessen kriegführenden Nato hält er fest.“

30 000 bis 50 000 Teilnehmer hatten die Ostermärsche im vergangenen Jahr. Daran will die Friedensbewegung anknüpfen, auch wenn sie ihre Anhänger schon vor einer Woche zu dem Demonstrationen gegen den Nato-Gipfel in Straßburg und Baden-Baden mobilisiert hat. Der Friedensratschlag rechne „weder mit Einbrüchen, noch mit spektakulären Höhenflügen“, sagte Strutynski. Mit dem Verlauf der Demonstrationen gegen das Nato-Treffen war die Bewegung alles andere als glücklich. Der friedliche Protest sei „nahezu erstickt“ worden – dafür machen die Aktivisten sowohl „unverantwortliche“ Polizeiangriffe als auch die Aktionen von Randalierern verantwortlich. Mit vielfältigen Aktionen am Osterwochenende solle nun das „Zerrbild“ von Straßburg korrigiert werden.

In ihren besten Zeiten zählte die Friedensbewegung Hunderttausende von Teilnehmern an den Ostermärschen. Mit dem Ende des Kalten Krieges nahm das Interesse ab. In diesem Jahr sind mehr als 70 Veranstaltungen angekündigt. Die wichtigste von ihnen wird am Sonntag erneut der Protest gegen den ehemaligen Truppenübungsplatz der Sowjetarmee im Norden Brandenburgs sein, das Bombodrom. Mit tausenden anderer Menschen wollen in Fretzdorf unter anderem Grünen-Chef Cem Özdemir und Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linkspartei) dagegen demonstrieren, dass die Bundeswehr dort weiter üben will. In Berlin verzichtet die Friedensbewegung in diesem Jahr „angesichts der vielen Demonstrationen“ auf einen Marsch. Für Samstag ruft sie zu einer Kundgebung an der Gedächtniskirche auf.Matthias Meisner

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