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Pakistan: Ablösung von Musharraf als Armeechef

In Pakistan sind die Weichen für einen Rücktritt des Präsidenten Pervez Musharraf vom Amt des Armeechefs gestellt worden. Beim Absturz eines Begleithubschraubers Musharrafs, der auf dem Weg nach Kaschmir war, starben vier Soldaten.

Musharrafs designierter Nachfolger an der Armeespitze, General Ashfaq Kiyani wurde mit militärischen Ehren in das Amt des Vizegeneralstabschefs eingeführt. Musharraf war am Samstag für weitere fünf Jahre im Präsidentenamt bestätigt worden, wartet aber mit seinem Abtritt von der Armeeführung, bis der Oberste Gerichtshof die Wahl abgesegnet hat. Bei Kämpfen mit islamistischen Rebellen im unruhigen Nordwesten des Landes wurden jüngsten Angaben zufolge mehr als 80 Menschen getötet.

General Kiyani leitete bislang die vereinigten Geheimdienste des Landes. Er wurde in Rawalpindi am Hauptquartier der Streitkräfte offiziell in das Amt des stellvertretenden Generalstabschefs eingeführt. Musharraf hat zugesagt, bei einer Wiederwahl ins Präsidentenamt seine Uniform endgültig abzulegen. Allerdings hatte er solche Zusagen in der Vergangenheit auch schon gemacht. Die Opposition will mit Berufungsklagen vor dem Obersten Gerichtshof geltend machen, dass Musharraf gemäß der Verfassung nicht für das Präsidentenamt kandidieren durfte, solange er an der Armeespitze stand. Eine Entscheidung des Tribunals wird nicht vor der nächsten Woche erwartet.

Verbündung mit den USA

Kiyani war stellvertretender Verteidigungsminister unter der früheren Premierministerin Benazir Bhutto, mit der Musharraf einen Pakt zur Machtteilung anstrebt. Der kettenrauchende Offizier gilt außerdem wie Generalstabschef Musharraf als enger Verbündeter der USA im Kampf gegen die islamistischen Rebellen im Norden des Landes. Dort finden nicht nur radikalislamische Kämpfer gegen die pakistanische Führung, sondern auch afghanische Taliban sowie Anhänger des internationalen Terrornetzwerkes Al Qaida Unterschlupf. Musharraf, der nach einem unblutigen Putsch 1999 zunächst vom Westen kritisiert worden war, konnte sich nach den Anschlägen auf das World Trade Center im September 2001 als Verbündeter im Kampf gegen die Taliban profilieren, die jahrelang von Pakistan unterstützt worden waren.

Kritik aus den USA an Musharrafs unzulänglichem Engagement im Kampf gegen die Rebellen im Nordwesten führte in den vergangenen Monaten zu einer deutlichen Truppenverstärkung in dem nur schwer kontrollierbaren Grenzgebiet. Dort haben die Kämpfe erheblich zugenommen. Bei Zusammenstößen zwischen Regierungssoldaten und Rebellen am Sonntag wurden amtlichen Angaben zufolge mindestens 80 Menschen getötet, darunter auch 20 Soldaten. Die Kämpfe ereigneten sich in Nord-Waziristan, wo die USA auch Al-Qaida-Gründer Osama bin Laden vermuten, und wo islamistische Aufständische sich ebenfalls US-Angaben zufolge seit Jahren neu gruppieren.

Hubschrauberabsurz: Vier Tote

Vier Soldaten starben, als ein Hubschrauber abstürzte, der Musharraf zu einer Gedenkfeier nach Kaschmir begleitete. Der Sprecher des Staatschefs wurde verletzt, der Präsident selbst flog in einem anderen Helikopter mit, wie ein Armeesprecher mitteilte. Ursache des Absturzes sei technisches Versagen, fügte er hinzu. (mit AFP)

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