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Pakistan: Al Qaida will nichts mit Bhutto-Mord zu tun haben

In Pakistan mehren sich die Widersprüche über das tödliche Attentat auf Oppositionsführerin Bhutto. Die Regierung macht Al Qaida verantwortlich, doch deren mutmaßlicher Chef weist das zurück. Bhuttos Mitarbeiter kritisieren die Untersuchung des Mordes.

Eine enge Mitarbeiterin der getöteten pakistanischen Politikerin Benazir Bhutto hat der Regierung vorgeworfen, die Umstände der Ermordung zu verschleiern. Sie habe mit eigenen Augen eine Schusswunde im Kopf der Toten gesehen, als sie an der Waschung des Leichnams vor der Beerdigung teilgenommen habe, sagte Bhuttos Sprecherin Sherry Rehman. Eine Kugel sei im Hinterkopf eingeschlagen und auf der anderen Seite wieder ausgetreten. Der mutmaßliche Al-Qaida-Chef in Pakistan, Baitullah Mehsud, wies eine Verwicklung in Bhuttos Ermordung zurück. Beide Äußerungen stehen im Widerspruch zu den offiziellen Angaben des Innenministeriums zur Todesursache und zu den Hintermännern des Anschlags.

"Ich habe eine Schusswunde gesehen, die Kugel traf den Hinterkopf und trat auf der anderen Seite wieder aus", sagte Rehman, die nach eigenen Angaben zum Zeitpunkt des Anschlags in der Autokolonne war. Mit ihrem Fahrzeug sei Butto ins Krankenhaus gebracht worden. "Wir konnten sie nicht einmal richtig waschen, weil aus der Wunde immer noch Blut sickerte. Sie hat viel Blut verloren." Das Krankenhaus habe seine Erklärung ändern müssen. "Es gab nie einen richtigen Autopsiebericht", sagte Bhuttos Sprecherin. Das Innenministerium sage, das Bhutto durch einen Aufprall auf das Fahrzeugdach gestorben sei, als sie sich vor den Schüssen in Sicherheit bringen wollte. "Das ist lächerlich, gefährlicher Unsinn, weil es verschleiert, was wirklich geschehen ist."

Das Innenministerium hatte am Freitag erklärt, in Bhuttos Körper seien keine Kugeln oder Geschossteile gefunden worden. Die frühere Ministerpräsidentin sei durch einen Aufprall auf den Hebel des Schiebedachs getötet worden, als der Fahrer ihres Wagens nach dem Anschlag beschleunigt habe.

Al Qaida: "Verschwörung der Regierung"

Mehsuds Sprecher, der Maulana Omar, sagte per Satellitentelefon: "Er ist in dieses Attentat nicht verwickelt." "Das ist eine Verschwörung der Regierung, der Armee und der Geheimdienste", fügte Omar hinzu, der nach eigenen Angaben aus der Provinz Waziristan anrief, einer Stammesregion, über die die Regierung in Islamabad keinerlei Kontrolle hat. "Es widerspricht der Stammestradition und den Sitten, eine Frau anzugreifen." Radikale Islamisten hätten niemals die Absperrungen um Bhuttos Wahlkampfveranstaltung am Donnerstag durchbrechen können, bei der sie getötet worden war.

Bei dem angeblichen Telefonat zwischen Mehsud und einem Islamisten über Bhuttos Tod, das das Innenministerium veröffentlicht hatte, handele es sich um ein "Hörspiel", sagte der Sprecher. "Benazir war nicht nur ein Führer Pakistans, sondern auch ein Führer von internationalem Ruhm. Wir drücken unsere tiefe Trauer und Bestürzung über ihren Tod aus", sagte Omar.

Das pakistanische Innenministerium hatte am Freitag das Terrornetzwerk Al Qaida für den tödlichen Anschlag auf Bhutto verantwortlich gemacht. Es gebe "unwiderlegbare Anhaltspunkte", dass Al Qaida Pakistan destabilisieren wolle, teilte das Innenministerium mit. Die Polizei habe nach dem Tod Bhuttos einen Telefonanruf des Terrornetzwerkes abgehört. Bhutto war am Donnerstag bei einem Anschlag in der Garnisonsstadt Rawalpindi getötet worden. (mhz/AFP)

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