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Die Sicherheitskräfte sind angesichts der Gewalt machtlos.

© dpa

Pakistan: Anschlagserie vor Wahlen

Die Taliban bedrohen weltliche Parteien und deren Anhänger. Der Wahlkampf ist empfindlich gestört. Bei der Abstimmung am 11. Mai könnten daher religiöse Kräfte zulegen.

„Jeden Tag frage ich mich, ob ich lebend nach Hause komme“, sagt Ghulam Bilour. Erst vor zwei Wochen war der 74-Jährige in Peschawar nur knapp einem Anschlag entkommen. Doch Aufgeben kommt für ihn nicht infrage. „Ich bin Paschtune. Ich sehe dem Tod ins Gesicht.“ Wenige Wochen vor den am 11. Mai geplanten Wahlen überziehen die Taliban Pakistan mit einer Anschlagserie. Bilour ist einer der prominentesten Politiker der Awami National Party (ANP), die zu den wenigen Parteien Pakistans zählt, die sich offen gegen die Taliban stellen. Und dafür nun einen blutigen Preis zahlt. Allein seit dem 21. April, dem offiziellen Start des Wahlkampfes, seien 46 Menschen getötet und über 190 verletzt worden, erklärte Human Rights Watch am Montag. Die Anschläge richten sich gezielt gegen weltliche Parteien. Die Militanten bedrohen nicht nur Wahlkämpfer, sondern auch Wähler. Viele Politiker trauen sich kaum noch, zu Wahlkundgebungen aufzurufen. Sie sind so ihres wichtigsten Instruments beraubt: Wahlkundgebungen sind in einem Land wie Pakistan, wo viele Menschen kein Fernsehen haben, das traditionelle Werbemittel im Wahlkampf.

Mehr als die Hälfte der Anschläge galt der ANP. Die moderate Partei regierte die vergangenen fünf Jahren die Unruheprovinz Khyber Pakhtunkhwa. Ihre Stammwähler sind Paschtunen, aus denen sich auch die Taliban rekrutieren. Nach zahlreichen Todesopfern führt die ANP nun eine Art Wahlkampf im Untergrund. Ihre Politiker gehen nach Einbruch der Dunkelheit von Haus zu Haus. Mit echtem Wahlkampf hat das wenig zu tun. „Unsere Hände und Füße sind gefesselt, aber wir sollen einen Marathon laufen“, beschreibt der ANP-Politiker Haroon Bilour, ein Neffe Ghulams, die Lage.

Die Angschlagserie nutzt vor allem der religiösen Rechten, die vergleichsweise ungehindert Wahlkampf machen kann. Als Folge könnte es einen Rechtsruck geben. Nach fünf Jahren haben viele Wähler die PPP ohnehin satt. Als Favorit gilt der bisherige Oppositionschef Nawaz Sharif mit seiner PML-N.

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